An Taylor Swift gab es auch 2025 kein Vorbeikommen: ihr Album "The Life Of A Showgirl" räumte alles ab. Welche Pop-Alben waren noch wichtig? – Ein (natürlich subjektiver Blick) auf die Chartstürmer des Jahres!
"K-Pop Demon Hunters" feierte 2025 nicht nur bei Netflix große Erfolge: Als erstes Original in der Geschichte des Streamers knackte der Animationsfilm die Marke von 300 Millionen Abrufen. Der dazugehörige Soundtrack landete zudem in der Top drei der deutschen Jahresalbencharts. Ansonsten war das Musikjahr 2025 stark von Künstlerinnen geprägt. An der Spitze steht – wie auch schon 2024: Taylor Swift. Doch auch Lady Gaga, Sabrina Carpenter und der Rapper Kontra K können eine überragende Jahresbilanz ziehen.
Taylor Swift – The Life Of A Showgirl
Mit "The Life Of A Showgirl" veröffentlichte US-Superstar Taylor Swift im Oktober ihr mit Spannung erwartetes zwölftes Album. Bis zur Veröffentlichung der vollständigen Platte hatte die Sängerin keine Videos, keine Snippets, keinen einzigen Ton daraus herausgegeben. Trotzdem (oder gerade deshalb) brach das Album Vorbesteller-Rekorde, stieg natürlich auf Platz eins in den deutschen Album Charts ein und steht hierzulande zudem an der Spitze der offiziellen Top 100 Album-Jahrescharts.
"The Life Of A Showgirl" demonstriert aber nicht nur Taylor Swifts Machtposition im Pop-Markt, es ist wirklich auch ein erstklassiges und inhaltlich spannendes Pop-Album. Taylor Swift singt 41 Minuten lang von Träumen, Sehnsüchten, Verlockungen, Fehltritten, fragwürdigen Vaterfiguren, falschen Freunden und Größenwahn. Natürlich singt sie auch wieder von Liebe. Es ist im Ganzen eine ziemliche Odyssee, im Vortrag aber nicht weinerlich, sondern eher triumphal aus der Sicht einer Künstlerin, die es geschafft hat und inzwischen selbst die Regeln macht.
Wo ist es der universelle, allgemeine Blick auf ein abgründiges Business, in dem man immer nur so "hot" ist wie der letzte Hit? Wo klingen autobiografische Hintergründe durch? Wo sendet Taylor Swift vielleicht auch Liebesgrüße an ihren Verlobten Travis Kelce? Die Grenzen sind nie ganz klar gezogen, der Interpretationsspielraum ist groß. Man kann als Normalmensch ohne monatliches Hundert-Millionen-Dollar-Einkommen auch nicht unbedingt viel Lehrreiches mitnehmen aus diesen zwölf Liedern. Aber eine große Show, so wie man es vom derzeit wohl größten Showgirl der Welt erwartet, ist "The Life Of A Showgirl" in jedem Fall.
K Pop Demon Hunters – Soundtrack From The Netflix Film
Ein Soundtrack in den Top drei der deutschen Jahresalbencharts? Das gab es zuletzt 1998, als "Titanic" nicht nur zum Blockbuster, sondern dank Céline Dions Überhit "My Heart Will Go On" auch die dazugehörige Filmmusik zum meistverkauften Album in Deutschland wurde. Der kurze Exkurs soll zeigen: Der Erfolg von "K Pop Demon Hunters" – nur die Alben von Taylor Swift und Linkin Park wurden 2025 öfter gehört! – ist einigermaßen außergewöhnlich. Und er ist nicht nur alleine darauf zurückzuführen, dass der Netflix-Animationsfilm alle Rekorde brach. Nein, der Soundtrack zeigte, dass südkoreanischer Pop, der auch hierzulande auch zuvor schon viele Anhänger hatte, im Mainstream angekommen ist.
Ob der Film dabei den Erfolg des Soundtracks bedingte oder es eher umgekehrt war, lässt sich dabei nicht genau sagen. Sicher ist: Der Soundtrack zu "KPop Demon Hunters" ist weit mehr als bloße Filmmusik – er funktioniert als eigenständiges Pop-Statement und treibt die Handlung des Films stets voran – etwa wenn Hauptfigur Rumi in "Takedown" den Kampf mit ihrem Dämonendasein aufnimmt oder "Your Idol" die Fassade der Boyband Saya Boys einstürzen lässt. Nicht zuletzt sind der Bubblegum-Pop von "Soda Pop" und der tanzbare Elektro-Sound von "Golden" extrem eingängige Ohrwürmer. Nicht umsonst grüßte Letzterer wochenlang von Platz eins der Single-Charts und wurde sogar zum offiziellen Sommerhit 2025 gekürt.
Sabrina Carpenter – Man's Best Friend
Ende August veröffentlichte Ex-Disney-Sternchen Sabrina Carpenter ihr von Jack Antonoff koproduziertes siebtes Album "Man's Best Friend". Schon die vorveröffentlichte Singleauskopplung "Manchild" hatte für großen Wirbel gesorgt. Zum einen, weil Fans spekulierten, ob es in dem bissigen Song über unreife Männer womöglich um Carpenters Exfreund, Schauspieler Barry Keoghan, geht. Zum anderen aufgrund der knappen Hotpants, die Carpenter im Video zur Single trug. Ja, die 1,52 Meter kleine Amerikanerin, die gerne provokant und lasziv im Lolita-Look mit roten Lippen, blonder Mähne, in kurzen Babydoll-Kleidchen und hohen Schuhen auftritt, weiß sich zu verkaufen.
Das Cover zum neuen Album war vielen Fans bereits bei seiner Vor-Veröffentlichung dann aber doch zu viel. Carpenter kniet darauf im kleinen Schwarzen und mit High Heels auf allen Vieren neben einem Mann, der sie an den Haaren festhält. Weibliche Erniedrigung als Geschäftsmodell? Das kann man in der Tat fragwürdig finden. Wie so oft spielt Carpenter auch diesmal mit Klischees und Vorurteilen. Denn die zwölf Songs auf "Man's Best Friend", in denen sie über die Männerwelt singt, kommen dann doch braver und mit etwas mehr Substanz daher, als der äußere Schein vermuten lässt.
Die Musik wurde mal mit Linda Ronstadt verglichen, mal mit ABBA. Insgesamt ist "Man's Best Friend" eingängiger Mainstream-Pop. Man darf bei aller Provokation auch nicht vergessen: Für ihr letztes Album "Short 'N Sweet" erhielt die 26-Jährige 2025 ihren ersten Grammy für das beste Pop-Gesangsalbum. Für den Hit-Song "Espresso" gab es zudem den Grammy für die Beste Pop-Solo-Darbietung. Im Februar 2026 werden erneut die Grammys verliehen. Sabrina Carpenter geht mit sechs Nominierungen ins Rennen. Unter anderem ist "Man's Best Friend" für das Beste Album und das Beste Gesangsalbum des Jahres nominiert.
Lady Gaga – Mayhem
Vor 17 Jahren begann Lady Gaga, die Popwelt im großen Stil durchzuschütteln. Was sie damals leistete und erreichte, wirkt in der Musik der Gegenwart immer noch nach. Aber gehört sie heute immer noch zur Avantgarde des Pop? Mit "Mayhem" liefert sie darauf eine eindeutige Antwort: nein. Und doch ist "Mayhem" spektakulärer Pop-Bombast, wie ihn nur ganz wenige abliefern könnten, ohne sich schwer zu verheben. Seit 41 Wochen ist das im März veröffentlichte Album ununterbrochen auch in den deutschen Charts zu finden – unter den erfolgreichsten Alben des Jahres rangiert "Mayem" auf Platz elf.
Und das aus gutem Grund: Stefani Joanne Angelina Germanotta, wie die New Yorkerin mit bürgerlichem Namen heißt, erweist sich als geniale Pop-Innovatorin, wagemutige Genre-Grenzgängerin und damit einmal mehr als Vorbild für eine ganze Generation von Sängerinnen (und Sängern), die das Verhältnis von Kunst und Mainstream neu denken. Lady Gaga erinnert sich in den 14 Songs voller Trotz und Verletzlichkeit an ein paar "schlechte Entscheidungen", die sie in ihrem Leben getroffen hat. Sie erinnert sich vor allen Dingen aber auch an viel gute Musik aus den letzten Jahrzehnten. Von Disco über Eurodance und Industrial Rock bis hin zu brachialem Hyperpop kann man alles Mögliche aus dieser sehr eklektischen Platte heraushören. Auch Melodien, mit denen Lady Gaga sich ein wenig selbst zitiert. "Mayhem", das ist ein wildes Durcheinander der unterschiedlichsten Stile und Genres, in dem die allermeisten Popstars wohl stolpern und böse auf die Nase fallen würden. Aber nicht Lady Gaga.
"Mayhem", sagt die Künstlerin, die am 28. März 2026 40 Jahre alt wird, sei wie ein zerbrochener Spiegel. "Selbst wenn man die Teile nicht perfekt wieder zusammensetzen kann, kann man etwas schaffen, das auf seine eigene Weise denkwürdig und ganz ist." Kein Zweifel: Was moderner Pop ist, das weiß kaum jemand so genau wie Lady Gaga. Und kaum eine andere Musikerin prägte den Pop des 21. Jahrhunderts so sehr wie sie.
Kontra K – Augen träumen Herzen sehen
"Gutes Vorbild", das Label kann man nur wenigen Deutschrappern ohne Vorbehalte anheften. Andersherum würden es womöglich auch nur wenige Rapper gerne annehmen in einer Szene, in der "gute Vorbilder" nach wie vor nicht als besonders cool gelten. Kontra K allerdings hätte wohl kein Problem damit. Früher mit dem Image des gnadenlosen Streetfighters unterwegs, hat der Berliner sich inzwischen zum musikalischen Motivationscoach gewandelt. Disziplin, Durchhaltevermögen, immer wieder Aufstehen nach dem Niederschlag! Nach zuvor acht Nummer-eins-Alben in Folge veröffentlichte Kontra K im Herbst "Augen träumen Herzen sehen" – mit einigem Gefluche zwar, aber auch wieder mit mancher sehr vertretbaren Botschaft.
Kontra K, das ist natürlich immer noch ein ziemlich harter Kerl. Tätowiert, austrainiert, sieht gefährlich aus. Auf dem Cover zu seinem neuen Album posiert er mit einem riesigen, Zähne fletschenden Hund. Aber wer genauer hinsieht, entdeckt da auch ein süßes, flauschiges kleines Lamm auf seinem Arm. "Eine Welt, in der Gegensätze aufeinandertreffen und verschmelzen", hieß es in einer Ankündigung zu "Augen träumen Herzen sehen".
Um Fragen der "Street Credibility" muss Kontra K sich inzwischen keine Sorgen mehr machen, dafür ist er längst zu groß und zu erfolgreich. Das bringt auch Freiheiten: etwa die, einen Song mit der Goth-Pop-Band Unheilig aufzunehmen, zwischendurch mit Stilen wie Country und Rock zu spielen und neben seiner Kämpfermentalität immer wieder auch seine weiche, verletzliche und vernünftige Seite zu zeigen. Es gäbe da draußen noch manche offene Rechnung zu begleichen, lässt er in "Kampfgeist 6" wissen. Und belässt es wohlwollend dabei – dann "war ich wenigstens ein gutes Vorbild für meine Kinder". Und ein erfolgreiches: "Augen träumen Herzen sehen" schaffte es im Herbst direkt an die Spitze der Charts.
