Sean Ono Lennon fürchtet, die Welt könnte die Beatles vergessen. Deshalb hat er eine Mission: das Erbe seiner Eltern zu bewahren.
Können Menschen die Beatles vergessen? Was wie eine absurde Frage klingt, treibt Sean Ono Lennon tatsächlich um. "Ja, das glaube ich", sagte der 50-jährige Sohn von John Lennon und Yoko Ono in einem Interview mit CBS Sunday Morning. "Und das habe ich früher nie gedacht."
Diese Sorge ist einer der Gründe, warum Sean inzwischen die Rolle seiner 92-jährigen Mutter als Hüterin des Lennon-Erbes übernommen hat: "Ich tue einfach mein Bestes, um sicherzustellen, dass die jüngere Generation die Beatles sowie John und Yoko nicht vergisst."
Eine persönliche Verpflichtung
John Lennon hatte gemeinsam mit Paul McCartney, Ringo Starr und dem verstorbenen George Harrison in den 1960er-Jahren als The Beatles Weltgeschichte geschrieben. Nach der Trennung der Band 1970 und seiner Hochzeit mit der Künstlerin Yoko Ono 1969 veröffentlichte er Soloalben und gemeinsame Werke mit seiner Frau - bis zu seiner Ermordung 1980 im Alter von nur 40 Jahren.
"Meine Eltern haben mir so viel gegeben, dass ich es als das Mindeste betrachte, ihr Erbe zu meinen Lebzeiten zu unterstützen", sagte Sean gegenüber CBS. "Ich fühle, dass ich es ihnen schuldig bin. Es ist eine persönliche Angelegenheit."
Das Vermächtnis seiner Eltern beschrieb der Musiker als "Frieden und Liebe" - doch mit einem wichtigen Zusatz: "Es ist nicht nur Frieden und Liebe. Es ist eine Haltung zum Aktivismus, die mit Humor und Liebe ausgeübt wird." Die Beatles-Musik und das Erbe von John und Yoko seien "etwas Wichtiges für die Welt, das geschätzt und in Erinnerung gehalten werden sollte", betonte er.
Der hohe Standard seiner Mutter
Der Druck, in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten, sei enorm. "Sie hat einen hohen Standard gesetzt für die Art, wie sie mit der Musik meines Vaters und den Beatles-Sachen umgegangen ist. Sie war immer sehr einzigartig."
Einen eigenen Weg, das Erbe zu ehren, fand Sean mit dem Song "Happy Xmas (War Is Over)" seiner Eltern aus dem Jahr 1971. Der einst als Protestlied gegen den Vietnamkrieg geschriebene Song ist längst zum Weihnachtsklassiker geworden. "Ich wollte sehen, ob ich das Gefühl erzeugen kann, dass man ihn vielleicht zum ersten Mal hört - oder zumindest in einem neuen Kontext", erklärte er.
Gemeinsam mit dem ehemaligen Pixar-Animator Dave Mullins schuf Sean den animierten Kurzfilm "War Is Over!", der zwei Soldaten zeigt, die auf gegenüberliegenden Seiten eines Krieges Schach spielen. Der 2023 veröffentlichte Film gewann 2024 den Oscar als bester animierter Kurzfilm.
Neue Projekte halten Erinnerung wach
Auch ein neuer HBO-Dokumentarfilm namens "One to One" widmet sich dem Erbe: Er erzählt vom ersten Jahr des Paares in New York und ihrem Madison Square Garden-Konzert 1972 - dem einzigen gemeinsamen Konzert in voller Länge. "Es ist eigentlich meine Entstehungsgeschichte", sagte Sean, der 1975 in Manhattan geboren wurde. "Sie kamen nach New York, und das ist der einzige Grund, warum ich existiere."
Manche der Privataufnahmen und Videos habe er selbst noch nie gesehen. "Es ist, als würde ich mehr Momente mit meinem Vater verbringen können. Auf einer persönlichen Ebene bedeutet mir das wirklich sehr viel."
Für 2028 ist zudem ein vierteiliges Beatles-Filmprojekt unter der Regie von Sam Mendes angekündigt. Jeder Film soll einem Beatle gewidmet sein: Harris Dickinson wird John Lennon verkörpern, Paul Mescal spielt Paul McCartney, Joseph Quinn übernimmt die Rolle von George Harrison und Barry Keoghan die von Ringo Starr. Anna Sawai wird Yoko Ono darstellen.
