Wetter: Wie es um die weiße Weihnacht steht

Published 2 hours ago
Source: stern.de
Wetter: Wie es um die weiße Weihnacht steht

Schneeflöckchen, Weißröckchen? Von wegen! An den Festtagen schneit der Winter in Deutschland nur selten vorbei. In Zukunft werden weiße Weihnachten sogar noch unwahrscheinlicher.

Ach, es könnte so schön sein: Flocken, die vom Himmel schweben. Schnee, der unter den Stiefeln knirscht. Stattdessen gibt es alle Jahre wieder dieselbe Enttäuschung – und wir stapfen an den Feiertagen eher durch Regengrau. Dabei sollten wir nicht frustriert sein: Statistisch gesehen sind weiße Weihnachten nämlich die Ausnahme. Offiziell versteht man darunter eine Schneedecke von mindestens einem Zentimeter an allen drei Festtagen – und die gab es für weite Teile Deutschlands in den vergangenen 100 Jahren nur sechsmal, zuletzt 2010. Der Grund dafür: Weihnachten liegt einfach im falschen Monat! Der Winter hat erst drei Tage vorher offiziell begonnen, am 21. Dezember. Dann steht die Sonne bei uns am tiefsten, und die Nordhalbkugel der Erde kühlt ab. Weil das nicht von heut auf morgen (und auch nicht in drei Nächten) geschieht, ist hierzulande meist erst der Januar richtig frostig.

Falsches Bild

Falls euch eure Großeltern erzählen, dass sie als Kinder an Weihnachten ständig im Schnee getobt haben – das kann nicht so ganz stimmen. Vermutlich sind ihnen weiße Weihnachtstage nur besser im Gedächtnis geblieben als all die verregneten. Es ist nämlich schon seit Langem selten, dass in unseren Breitengraden zu Weihnachten Schnee liegt. So sind auf den ersten gedruckten Weihnachtskarten aus London im Jahr 1843 feiernde Menschen umrahmt von Herbstzweigen abgebildet und im Jahr 1845 schneefreie Hausdächer mit einem Weihnachtsmann darauf. Die Beispiele zeigen: Niemand erwartete damals an Weihnachten Schnee oder sehnte sich gar danach. Lange Zeit bedeutete der für die Menschen nämlich keinen Winterspaß, sondern Frieren, Hunger und Krankheit. Doch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Bild: Auf einmal waren überall schneebedeckte Weihnachtsmotive zu sehen. Was war geschehen?

Ein Traum in Weiß

Vermutlich kam die Vorstellung von der weißen Weihnacht per Post: Zahlreiche Menschen, die damals nach Neuengland in den USA ausgewandert waren, schickten ihren Verwandten in Europa Weihnachtskarten und berichteten von massenweise Schnee. Im Nordstaaten-Klima der USA ist der nicht ungewöhnlich. Noch mehr Schneepostkarten empfing man aus den Alpen, wo vor allem Engländerinnen und Engländer ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Weihnachtsurlaub verbrachten. Immer mehr Leute konnten es sich leisten, in die Schneeferien zu reisen – und wer zu Hause blieb, wünschte sich, auch weiße Weihnachten zu erleben.

Weiße Winterlandschaft
Winterwunderland in Weiß. Der Winter verwandelt die Welt in ein Schneemärchen
© Alex Raths

Traum und Wirklichkeit haben aber immer weniger miteinander zu tun: Durch den Klimawandel werden die Winter milder und weiße Weihnachten unwahrscheinlicher. Seit dem Jahr 1881 ist der Dezember schon 1,7 Grad Celsius wärmer geworden. Und der Deutsche Wetterdienst hat berechnet, dass die Chance auf Schnee im Zeitraum 1991 bis 2020 verglichen mit den Jahren 1961 bis 1990 bereits um durchschnittlich 13 Prozent gesunken sind. In einzelnen Regionen in Deutschland sind es sogar 44 Prozent.

Die Hoffnung schmilzt

Viele Länder Europas hatten in den vergangenen Jahren die mildesten Winter seit Beginn ihrer Wettermessungen. Für Deutschland gilt: Sechs der zehn wärmsten Winter liegen nach dem Jahr 2000. Und Forschende warnen bereits: Wenn wir so weitermachen wie bisher und die Erderwärmung nicht stoppen, gibt es etwa im Nordosten Deutschlands nur noch alle 20 bis 50 Jahre weiße Weihnachten – also vielleicht dreimal in einem Menschenleben.

Immerhin: Weil die Schnee-Chancen hierzulande unterschiedlich verteilt sind, kann sich noch jeder seinen Weihnachtswunsch selbst erfüllen. Je weiter man aufsteigt, desto besser die Lage. Auf der Zugspitze, dem höchsten deutschen Berg, liegt jedes Jahr an Weihnachten Schnee. Wer zu Hause bleibt, kann nur aus dem Fenster sehen und hoffen. An Weihnachten sollen ja bekanntlich Wunder geschehen …

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