Wintersport: Die Ski der neuen Saison im Test: Darauf müssen Sie achten

Published 3 hours ago
Source: stern.de
Wintersport: Die Ski der neuen Saison im Test: Darauf müssen Sie achten

"All Mountain"-Ski werden breiter und beherrschen das Angebot. Und es muss nicht immer das teuerste Modell sein, sagt der Leiter des Skitests "Carving 2000" dem stern.

Der Winter in den Alpen zeigt sich in dieser Saison wieder einmal von seiner unberechenbaren Seite. "Der Schnee war sehr früh gekommen, im Grunde genommen im Oktober. Wir waren zum Testen im November auf dem Gletscher. Es war sehr kalt, sehr schneereich, das war richtig gut", sagt Heinrich Sklorz, Skilehrer und Leiter des unabhängigen Skitests "Carving 2000". Doch die Freude hielt nicht lange an: "Im Augenblick gibt es weniger Schnee. So ab 2000 Metern gibt es Schnee, doch unter 2000 herrschen schlechte Verhältnisse."

Kurz vor Weihnachten hat sich das Wetter erneut gedreht – milde Temperaturen haben tiefer gelegene Pisten weitgehend schneefrei gemacht. Dennoch gibt es Hoffnung: "Die Nächte sind kalt, dann kann man beschneien. Oberhalb von 2000 Metern gibt's noch gute Verhältnisse, sodass man zum Jahresende auf jeden Fall wegfahren kann. Man fährt jetzt im Augenblick überwiegend Kunstschnee in jedem Skigebiet, selbst der Gletscher wird geschneit, das muss man sich mal vorstellen."

Die steigenden Preise belasten viele Winterurlauber allerdings. "Wir haben jetzt auch eine Preissteigerung in Österreich erlebt, um 30 Prozent. Und für nächstes Jahr haben wir auch schon angekündigt bekommen, dass die Preise steigen", sagt Experte Sklorz nüchtern. Weihnachten und Neujahr seien die teuersten Wochen, wer flexibel ist, spare erheblich, wenn er erst ab Mitte Januar anreist. "Ab Mitte Januar bis Ende Januar ist alles sehr günstig." 

Ski-Verleih dominiert

Beim Material setzt sich ein klarer Trend durch: Weg vom teuren Kauf, hin zum Verleih. "Der Verleih boomt. Viele kommen aus dem Norden, die kaufen sich keine Ausrüstung, sondern leihen sich das komplette Material – Ski, Stöcke, Schuhe und so weiter." Die Vorteile liegen auf der Hand: "Das Verleihgerät ist sehr gut. Und man kann sofort umtauschen, wenn Schuhe nicht passen. Man muss das Material nicht transportieren im Zug oder im Auto." Immer mehr Skigebiete böten zudem Online-Reservierung an: "Man kann ein paar Tage davor schon reservieren, sich die Modelle aussuchen. Ich komme im Skigebiet an und habe dann sofort mein Material stehen."

Die Preise für neue Ski bewegen sich auf hohem Niveau. "Ski kosten inzwischen sogar 1400 bis 1500 Euro. Wir haben uns seit zwei Jahren vorgenommen, beim Material speziell ins Visier zu nehmen, was unter 1000 Euro liegt, also zwischen 500 und 800 Euro – und stellen fest, dass die nicht viel schlechter sind als die schicken 1500-Euro-Modelle." Viele Urlauber griffen dennoch zu den teureren Modellen: "Viele Leute neigen dazu, ein Gerät zu kaufen, was eigentlich über ihren Fähigkeiten ist."

All-Mountain-Ski – ein Modell für alles 

Technisch hat sich die Ski-Entwicklung stabilisiert. "Der Rocker und Camber, das hat sich jetzt alles gefestigt. Der Rocker spielt eine Rolle bei Allround- und All-Mountain-Ski. Je nach Einsatzbereich ist der Rocker ausgeprägter oder weniger ausgeprägt", sagt Sklorz. Viele Hersteller böten ein Modell in verschiedenen Mittelbreiten an, um unterschiedliche Bedingungen abzudecken. "Ein All-Mountain-Ski ab 80 Millimeter unter der Bindung kann alles – im Tiefschnee, auf der harten Piste, und erlaubt Ausweichmöglichkeiten, wenn viele Leute unterwegs sind."

Sklorz empfiehlt den meisten Urlaubern eindeutig diese Kategorie: "Die meisten Urlauber sind mit dem All-Mountain-Ski am besten bedient. Der sportliche Ski will auch sportlich gefahren werden."  Ein All-Mountain-Ski eigne sich für die unterschiedlichsten Untergründe. "Der Ski muss sowohl auf der harten Piste als auch im weichen Schnee gut laufen, er muss dynamisch sein und darf nicht zicken."

Rocker sind in der Grundform Carver-Ski, zusätzlich besitzen sie eine Vorspannung wie ein Bogen. Das heißt: Vorn und meist auch hinten sind die Ski stärker nach oben gebogen. "Das ist nur eine kleine Erhöhung. Der Ski biegt sich zwei bis fünf Millimeter in die Höhe", erklärt der Experte.

In der Praxis heißt das: Die Ski lassen sich schneller und mit weniger Anstrengung drehen, weil in der Grundhaltung weniger Fläche aufliegt. Legt man sie aber auf die Kante, streckt sich der Ski. Damit wird ein Rocker-Ski nicht unbedingt schneller als ein herkömmlicher Ski. Doch er erleichtert das Eindrehen in den Schwung. Und er verzeiht Fahrfehler und spart Kräfte.

"Mit Rocker ist der Ski leichter zu fahren. Er lässt sich leichter in den Schwung eindrehen", sagt Sklorz. Im unabhängigen Skitest "Carving 2000" werden die besten Modelle vorgestellt. Vom Blindkauf im Netz hält Sklorz nichts. Der Kunde solle sich an Testergebnissen orientieren, mahnt er. "Darum machen wir das." Aber zuerst solle er den Ski auf der Piste ausprobieren.

Man kann auch günstige Ski fahren

Seine persönlichen Lieblinge dieser Saison? "Das hängt davon ab, welche Fähigkeiten man mitbringt", sagt Sklorz. Könnern würde ich den Elan Primetime 55 Black Edition empfehlen. Exzellent für schnelle Kurven. Der Dynastar M-Cross 88 ist dagegen ein verzeihender Ski für jeden Untergrund – auch mal jenseits der präparierten Piste. Ein perfekter schneller Carving-Ski für Geübte ist auch der Rossignol Hero Elite ST. Aber schauen Sie: Der Decathlon Wedze Patrol 83 ist auch ein guter und präziser Ski. Der ist deutlich günstiger und macht dennoch Freude."

Zusammenfassend bleibt Sklorz realistisch: Trotz warmer Phasen, hoher Preise und teilweise künstlichem Schnee böten Skigebiete oberhalb von 2000 Metern solide Bedingungen. Mit Verleih, bezahlbaren All-Mountain-Ski und realistischer Selbsteinschätzung lasse sich ein Winterurlaub auch in dieser Saison noch gut planen – vorausgesetzt, man wählt die richtige Höhe und Zeit.

Den ganzen Skitest mit ausführlichen Bewertungen aller getesteten Modelle finden Sie unter diesem Link

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