Windparks im Meer bringen MV schon jetzt Millionen an Steuern. Doch wird nach Ansicht der Grünen das Potenzial noch unzureichend genutzt – weil die Landesregierung bei neuen Flächen zögert.
Mecklenburg-Vorpommern fehlt es nach Ansicht des Grünen-Politikers Hannes Damm an der nötigen Entschlossenheit, den Ausbau der Windkraft-Nutzung auf See voranzutreiben und so auch die knappen öffentlichen Kassen zu füllen. Aktuell seien vor der Ostsee-Küste des Landes Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 1,8 Gigawatt installiert. Die Betreiber entrichteten pro Jahr Gewerbesteuern von rund 65 Millionen Euro.
Laut Damm wird mit der Umsetzung der bereits gesicherten Offshore-Projekte in der Ostsee die Leistung auf insgesamt 4 Gigawatt wachsen. Damit könnten die jährlichen Steuereinnahmen auf 144 Millionen Euro steigen, sagte der Landtagsabgeordnete. Er verwies auf eine Studie der Landesregierung, wonach die installierte Leistung auf bis zu 7,2 Gigawatt erweitert werden könne - mit der Aussicht auf Steuereinnahmen von gut 300 Millionen Euro im Jahr.
Damm: Flächenausweisung unzureichend
Allerdings habe es die rot-rote Regierung bislang versäumt, in der neuen Ostsee-Flächenplanung zusätzliche Flächen anzumelden. "Ohne eigenes Handeln der Landesregierung bleibt es also bei 4 Gigawatt – und bei Einnahmen, die deutlich unter dem Potenzial liegen", kritisierte Damm: "Wir brauchen neue Flächenkulissen, wir brauchen kluge Planung, wir brauchen Mut zur Entscheidung." Der Arten- und Naturschutz dürfe dabei aber nicht über Bord geworfen werden.
Der Bau neuer Windparks auf See trifft insbesondere bei Umweltschutz- und Tourismusverbänden auf Skepsis. Allerdings sind die Widerstände deutlich geringer als bei der Errichtung neuer Windräder an Land. Die Effizienz auf See ist zudem wegen kontinuierlicher Winde höher.
Bund will Offshore-Leistung verdreifachen
In der deutschen Ostsee einschließlich der ausschließlichen Wirtschaftszone sind nach Branchenangaben aktuell sechs Windparks in Betrieb. Als letzter ging im Sommer Baltic Eagle ans Netz. Zusätzlich zu dem im Bau befindlichen Park Windanker vor Rügen sind zwei weitere große Offshore-Windparks mit einer Leistung von jeweils etwa einem Gigawatt geplant.
Im Bereich der deutschen Nordsee wird die Windkraft bereits deutlich mehr genutzt. Dort drehen sich den Angaben zufolge bereits Windräder mit einer installierten Gesamtleistung von 7,4 Gigawatt.
Nach Angaben der Stiftung Offshore Windenergie waren Mitte 2025 in Deutschland 1.639 Offshore-Windräder mit einer Leistung von insgesamt rund 9,2 Gigawatt in Betrieb. Bis 2030 Deutschland sollen mindestens 30 Gigawatt erreicht werden. Das ist im Windenergie-auf-See-Gesetz festgehalten. "Wir müssen die Ausbauziele ernst nehmen, und wir müssen die Chancen nutzen, die direkt vor unserer Küste liegen. Alles andere wäre ein fahrlässig und kurzsichtig", sagte Damm.
