Thailand und Kambodscha vereinbaren "sofortige" Waffenruhe im Grenzkonflikt

Published 15 minutes ago
Source: stern.de
Thailand und Kambodscha vereinbaren "sofortige" Waffenruhe im Grenzkonflikt

Nach wochenlangen Gefechten in ihrem wiederaufgeflammten Grenzkonflikt haben sich Thailand und Kambodscha am Samstag auf eine "sofortige" Waffenruhe geeinigt. Die Vereinbarung gelte für alle Arten von Waffen und umfasse jedwede Angriffe auf zivile und militärische Ziele, heißt es in dem Dokument, das von den Verteidigungsministern der beiden südostasiatischen Länder unterzeichnet wurde. Die EU und die UNO begrüßten den Schritt. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) dankte insbesondere den Asean-Staaten für ihre Vermittlerrolle. 

"Beide Seiten vereinbaren eine sofortige Waffenruhe nach der Unterzeichnung dieser gemeinsamen Erklärung mit Wirkung ab 12.00 Uhr mittags (Ortszeit; 06.00 Uhr MEZ) am 27. Dezember 2025", hieß es in der Erklärung des Sonderausschusses für Grenzfragen beider Länder, die von der kambodschanischen Seite herausgegeben wurde. Beide Seiten wollen demnach ihre Truppenbewegungen einstellen und geflüchteten Zivilisten eine schnellstmögliche Rückkehr ermöglichen.

Der thailändische Verteidigungsminister Nattaphon Narkphanit erklärte, es gebe nun einen dreitägigen "Beobachtungszeitraum, um zu bestätigen, dass diese Waffenruhe echt ist". Er bezeichnete die Vereinbarung als "Tor zu einer friedlichen Beilegung" des Grenzstreits mit Kambodscha.

Der seit vielen Jahren schwelende Grenzkonflikt zwischen den Nachbarländern war im Dezember erneut aufgeflammt. Nach offiziellen Angaben wurden seitdem mindestens 47 Menschen getötet. Nach Angaben des jeweiligen Landes handelte es sich um 25 Soldaten und einen Zivilisten aus Thailand sowie 21 kambodschanische Zivilisten. Etwa eine Million Menschen wurden vertrieben. 

Die 22-jährige Kambodschanerin Oeum Raksmey wurde mit ihrer Familie evakuiert und lebt nun in einer Notunterkunft in der Provinz Siem Reap. Sie sei "sehr froh" über die nun vereinbarte Waffenruhe, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. Sie traue sich allerdings noch nicht, nach Hause zurückzukehren. "Ich habe immer noch Angst. Ich traue der thailändischen Seite noch nicht."

Der neuen Vereinbarung für eine Waffenruhe war ein Krisentreffen der Außenminister des südostasiatischen Staatenverbundes Asean vorausgegangen, zu dem auch Thailand und Kambodscha gehören. Bei dem Treffen in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur einigten sich die beiden Nachbarländer auf Friedensbemühungen, es folgten dreitägige Gespräche. 

Auf ein Ende der Gefechte hatten auch die USA, China und Malaysia hingewirkt. Die drei Länder hatten nach Grenzgefechten zwischen Thailand und Kambodscha mit Dutzenden Toten im Juli eine Waffenruhe vermittelt, die jedoch brüchig war. US-Präsident Donald Trump verkündete im Oktober eine weiterführende Vereinbarung zwischen Thailand und Kambodscha, die allerdings nach wenigen Wochen wieder gebrochen wurde. Beide Seiten machten sich gegenseitig dafür verantwortlich.

Der Konflikt ist die Folge einer unklaren Grenzziehung durch Kambodschas ehemalige Kolonialmacht Frankreich im Jahr 1907. Wie die etwa 800 Kilometer lange Grenze verlaufen soll, ist weiterhin nicht ausgehandelt. 

Thailands Regierungschef Anutin Charnvirakul warb kurz vor der Unterzeichnung der neuen Waffenruhe für eine endgültige Friedenslösung. "Lasst dies die abschließende Unterzeichnung sein, damit der Frieden wiederhergestellt werden kann und unsere Leute heimkehren können", erklärte er. In Thailand soll am 8. Februar ein neues Parlament gewählt werden.

Außenminister Wadephul sprach von einem wichtigen Schritt "für Sicherheit und Stabilität - vor allem für die Binnenvertriebenen". Die Rolle der Asean-Präsidentschaft bleibe "entscheidend, um ein Wiederaufflammen zu verhindern", erklärte er im Onlinedienst X. Zugleich forderte er eine Fortsetzung des Dialogs hin zu "dauerhaftem Frieden". Die Europäische Union forderte beide Seiten zur Umsetzung des Abkommens auf. Die EU sei bereit, dabei "jede erforderliche Unterstützung zu leisten", erklärte ein Sprecher in Brüssel.

Die Vereinten Nationen äußerten ihrerseits die Hoffnung auf ein dauerhaftes Ende des Konflikts auf der Grundlage des Abkommens. Die nun getroffene Vereinbarung "ebnet den Weg für Vertrauensbildung und Frieden", erklärte das Büro von UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk auf X. Für die Vertriebenen forderte Türk "jede notwendige Unterstützung, um sicher nach Hause zurückkehren zu können".

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