Die Frage nach dem Renteneintritt spaltet die Deutschen. Ein neuer Vorschlag sieht vor, dass nicht mehr ein bestimmtes Alter, sondern die Zahl der Beitragsjahre zählen soll.
In der Diskussion um die Reform des Rentensystems gibt es eine neue Idee: Der Renteneintritt soll nicht mehr an ein bestimmtes Lebensalter, sondern an eine Mindestzahl von Beitragsjahren gekoppelt werden. Wer etwa wegen eines Studiums später ins Erwerbsleben gestartet ist, müsste dann künftig länger arbeiten. Das ist ein Vorschlag des Wirtschaftswissenschaftlers Jens Südekum, der auch Berater von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) ist.
Der Renteneintritt bewegt die Nation
Das Konzept spaltet die Deutschen. Wie eine Forsa-Umfrage für den stern ergab, sind 50 Prozent der Bürger für den Vorschlag und 48 Prozent dagegen. Zwei Prozent äußern sich nicht. Allerdings ist das Ergebnis deutlich knapper als bei früheren Umfragen zu einer generellen Anhebung des regulären Renteneintrittsalters von gegenwärtig 67 Jahren. Das hatten laut Forsa zuletzt nur 28 Prozent befürwortet, aber 69 Prozent abgelehnt.
Deutsche mit Abitur oder Studium lehnen die Koppelung an die Beitragsjahre mehrheitlich (51 zu 46 Prozent) ab, die für sie in der Regel einen späteren Renteneintritt bedeuten würde. Am größten ist der Widerstand bei den 18- bis 29-Jährigen: Sie sind zu 63 Prozent gegen den Vorschlag. Bürger mit Hauptschulabschluss sehen das anders: 56 Prozent fänden so eine Reform sinnvoll, nur 42 Prozent sind dagegen. Noch größer ist die Unterstützung in Ostdeutschland: Dort sind 58 Prozent für das Konzept der Koppelung.
Bei der Analyse nach Parteipräferenzen fällt auf: Für den Reformvorschlag sind mehrheitlich die Wähler von CDU/CSU (56 Prozent) und AfD (54 Prozent). Dagegen sind überwiegend die Anhänger von SPD und Grünen (zu je 53 Prozent) sowie der Linken (55 Prozent).
Die Koalition in Berlin hatte Anfang Dezember ein Rentenpaket beschlossen, dass vor allem eine Stabilisierung des Rentenniveaus vorsieht. Zugleich hatte die schwarz-rote Koalition die Einsetzung einer Rentenkommission angekündigt, die eine größere Reform vorbereiten soll. In der Expertengruppe soll nach der Vorstellung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) auch der Südekum-Plan geprüft werden. Die SPD-Vorsitzende hatte allerdings schon gesagt, dass den Ansatz "grundsätzlich ganz gut" finde.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für den stern und RTL Deutschland am 11. und 12. Dezember 2025 erhoben. Datenbasis: 1001 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte. Damit ist die Umfrage repräsentativ.
