Rechtsterrorismus: Generalbundesanwalt erhebt Anklage gegen "Letzte Verteidigungswelle"

Published 13 hours ago
Source: stern.de
Rechtsterrorismus: Generalbundesanwalt erhebt Anklage gegen "Letzte Verteidigungswelle"

Die "Letzte Verteidigungswelle" soll Anschläge verübt und an einem Umsturz gearbeitet haben. Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen acht Männer zwischen 15 und 21 Jahren erhoben.

Der Generalbundesanwalt hat Anklage gegen sieben Mitglieder und einen Unterstützer der mutmaßlichen rechtsextremistischen Jugend-Terrorzelle "Letzte Verteidigungswelle" (LVW) erhoben. Eine Sprecherin der Behörde bestätigte auf Anfrage entsprechende Informationen von stern und RTL. Die Anklage ist demnach vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Hamburg erhoben worden.

Mehrere Aktivitäten der Gruppe, darunter begangene oder geplante mutmaßliche Anschläge auf Asylsuchende, waren im April durch eine gemeinsame Undercover-Recherche von stern und RTL aufgedeckt worden.

Der Generalbundesanwalt wirft nun acht jungen Männern im Alter zwischen 15 und 21 Jahren unter anderem Mitgliedschaft und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor. Zudem versuchten Mord, Verabredung zum Mord und gefährliche Körperverletzung. 

Im Mittelpunkt der Anklageschrift stehen ein Brandanschlag auf ein Kulturzentrum im brandenburgischen Altdöbern im Oktober 2024 sowie ein Angriff mit Feuerwerkskörpern auf ein Flüchtlingsheim in Schmölln, Thüringen, Anfang dieses Jahres. Beide Taten wertet der Generalbundesanwalt als versuchten Mord. 

Darüber hinaus sollen drei Mitglieder der Gruppe geplant haben, eine Asylunterkunft in Senftenberg, Brandenburg, mit Pyrotechnik anzugreifen. Der mutmaßliche Tatplan war den Behörden erst durch die Rechechen von stern und RTL bekannt geworden.

Mehrere Mitglieder der "Letzten Verteidigungswelle" sollen zudem gemeinsam vermeintliche Pädophile angegriffen haben. Hier lautet der Vorwurf gefährliche Körperverletzung. Sieben der acht Beschuldigten sitzen bis heute in Untersuchungshaft.

"Letzte Verteidigungswelle" war durch Recherchen aufgeflogen

Ein Reporterteam des Formats "stern Investigativ." hatte über ein halbes Jahr lang in rechten Chatgruppen recherchiert – und miterlebt, wie der damals 21-jährige Devin K. in Tschechien zwei Kugelbomben kaufte. Die jungen Rechtsextremisten planten offenbar, mit den Sprengkörpern eine Asylbewerberunterkunft im brandenburgischen Senftenberg anzugreifen. "Es muss wenigstens einen Toten geben", hatte einer in der Chatgruppe der LVW geschrieben. 

Das Rechercheteam informierte im Februar die Polizei über die mutmaßlichen Anschlagspläne. Daraufhin wurde Devin K. von einem Spezialeinsatzkommando festgenommen. Die Ermittler fanden die Pyrotechnik in seiner Gartenlaube im Landkreis Meißen. Devin K. sitzt seither in Untersuchungshaft.

Ende April veröffentlichten stern und RTL ihre Recherchen über die jungen Neonazis. Drei Wochen später ließ der Generalbundesanwalt fünf Jugendliche und Heranwachsende festnehmen und übernahm die Ermittlungen gegen Devin K. und zwei weitere Beschuldigte.

Die Mitglieder der Vereinigung hätten sich als letzte Instanz zur Verteidigung der "Deutschen Nation" verstanden, teilte der Generalbundesanwalt nach den Festnahmen mit. "Ihr Ziel ist es, durch Gewalttaten vornehmlich gegen Migranten und politische Gegner einen Zusammenbruch des demokratischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland herbeizuführen."

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