Prozessbeginn: Sozialarbeiterin soll 15-Jährige getötet haben

Published 4 hours ago
Source: stern.de
Prozessbeginn: Sozialarbeiterin soll 15-Jährige getötet haben

Eine junge Frau soll ein Mädchen umgebracht haben. Sie war die Jugendbetreuerin des Opfers. Welches Motiv die Ermittler vermuten.

Eine Jugendbetreuerin soll ein 15-jähriges Mädchen ermordet haben, für das sie zuständig war. Die 23-Jährige muss sich dafür jetzt vor dem Landgericht Göttingen verantworten. Zum Prozessauftakt schwieg die Sozialarbeiterin zunächst. Ob sie sich zu einem späteren Zeitpunkt einlassen würde, ließen ihre Anwälte beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Göttingen offen. Das Schweigen ihrer Mandantin sei als Abstreiten der Vorwürfe zu verstehen, so einer der Verteidiger.

Die derzeit in Untersuchungshaft sitzende Deutsche soll das Mädchen laut Anklage am 29. Juni heimtückisch ermordet haben. Sie habe sich dazu mit dem Opfer nahe der Burgruine "Alte Gleichen" in einem abgelegenen Waldstück südlich von Göttingen getroffen. Das Mädchen sei davon ausgegangen, dass es bei dem Treffen um eine Aussprache zwischen den beiden gehe und womöglich um einen neuen Unterbringungsplatz.

Anklage: Frau wollte Tat wie Suizid aussehen lassen

Laut Anklage spielte sich das Geschehen dann allerdings so ab, dass die Angeklagte die Jugendliche zunächst benommen machte. Dazu habe sie heimlich Augentropfen in ein Getränk gemischt. Anschließend soll sie dem Mädchen unter anderem für einen Suizid typische Schnittverletzungen zugefügt haben, sodass es gegen Mitternacht verblutet sei. Eine Spaziergängerin fand die 15-Jährige am nächsten Morgen.

Das Opfer habe regungslos an einem Baum gelegen, von Laub leicht bedeckt. Neben ihr lagen laut Zeugenaussagen persönliche Gegenstände aus einer Handtasche, wie ein blaues Stofftier oder eine Powerbank zum Laden von Handys. 

Die Sozialarbeiterin verfolgte die Anklageverlesung regungslos. Die Mutter des getöteten Mädchens, ganz in Schwarz gekleidet, beobachtete die Angeklagte zu Prozessbeginn mit starrem Blick. Bei Beschreibungen über den Tod ihrer Tochter brach sie immer wieder in Tränen aus. Ihre Hände klammerten sich an ein kleines Stofftier.

Motiv Eifersucht

Hintergrund der Tat sind laut Staatsanwaltschaft Eifersuchtsstreitigkeiten der Angeklagten mit ihrem damaligen Partner gewesen. Die Angeklagte sei eifersüchtig auf eine gemeinsame Arbeitskollegin gewesen und habe deshalb unter falschem Namen verleumderische Mails über die Kollegin verschickt - unter anderem auch im Namen des getöteten Mädchens. Das habe letztlich zu einer Verleumdungsklage und dem Ende der Beziehung mit ihrem Partner geführt.

Durch den Mord wollte sich die Angeklagte dann laut Anklage Zugang zum Handy des Mädchens verschaffen. Mit weiteren Nachrichten unter dem Namen der Getöteten habe sie versucht, ihren Ruf, ihre Karriere und die Beziehung zu ihrem Partner wiederherzustellen. Bereits 2023 gab es nach Angaben des Vorsitzenden Richters Strafverfahren, unter anderem wegen Betruges und Stalking, gegen die Angeklagte. 

Verwirrung nach Leichenfund 

Der Fall hatte seit dem Fund der Leiche durch die Spaziergängerin viele Fragen aufgeworfen. Zunächst hatten die Ermittler ein Fremdverschulden öffentlich ausgeschlossen. Wenig später gingen sie dann doch von Totschlag aus und nahmen die Sozialarbeiterin in Untersuchungshaft. 

Polizisten sagten vor Gericht nun aus, dass sie bereits beim Fund der Leiche einen Suizid für unwahrscheinlich hielten. So habe das Mädchen am oberen Hinterkopf dafür untypische Blutergüsse gehabt. Bei weitere Ermittlungen seien zudem Indizien bei der Angeklagten gefunden worden, die sie demnach in Verbindung mit dem Tatort bringen, etwa Farbe, passendes Laub oder Macken am Auto, die zu Gegenständen am Tatort passen.

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