Der britische Musiker Chris Rea schuf etliche Hits, einer wird jedes Jahr zur Weihnachtszeit millionenfach gehört. Zwei Tage vor Heiligabend stirbt der Sänger im Kreise seiner Familie.
An dieser rauchigen und doch sanften Stimme kam in den vergangenen Wochen niemand vorbei. "Driving Home For Christmas", singt Chris Rea in dem gleichnamigen, mit am bekanntesten Weihnachtsklassiker, der Generationen überdauert. Millionen Menschen hören das Lied in der Adventszeit im Radio und bei den Streamingdiensten. Zwei Tage vor Heiligabend starb der britische Sänger im Alter von 74 Jahren.
"Mit großer Trauer geben wir den Tod unseres geliebten Chris bekannt", teilte die Familie des Sängers in einer Stellungnahme mit. Er sei in einer Klinik nach kurzer Krankheit und umgeben von seiner Familie friedlich gestorben. Schon seit Jahren hatte der Musiker mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
"Grammy-Nominierungen, Nummer-1-Alben und ein Weihnachtshit", schrieb die BBC zum Tod des Weltstars. Geschaffen hatte Rea auch die Ohrwürmer "Josephine" und "I Can Hear Your Heartbeat". In den vergangenen rund 25 Jahren hatte er sich vermehrt seiner musikalischen Leidenschaft gewidmet, seinem geliebten Blues.
Ein Star seit den späten 1970er Jahren
Reas Karriere war von einem Paradoxon geprägt: Zu seinen kommerziell erfolgreichsten Zeiten war er am wenigsten zufrieden. Schon sein erster Hit gefiel ihm überhaupt nicht. Das seichte "Fool (If You Think It's Over)" von 1978 war dennoch richtungsweisend für seinen musikalischen Weg. Sein Bluesrock war nicht erwünscht. "Für das, was ich machen wollte, hatte ich bei der falschen Plattenfirma unterschrieben", erzählte er einmal dem britischen Magazin "Classic Rock".
Umso bemerkenswerter, dass Rea sich damit arrangierte und ab den 80er Jahren große Erfolge feierte. Die Alben "On The Beach" und "The Road To Hell" mit geschmeidigem, lässig-entspanntem Poprock sind heute Klassiker. "Ich könnte ein Triple-Album mit der besten Musik der Welt machen, besser als Beethoven, die Leute würden trotzdem "On The Beach" hören wollen", sagte Rea. Er nahm es pragmatisch.
Relativ spät hatte sich der Sohn eines Italieners und einer Irin, der als Christopher Anton Rea im englischen Middlesbrough geboren wurde, mit 18 Jahren selbst das Gitarrespielen beigebracht. Nachdem er in einigen Bands gespielt und gesungen hatte, gelang ihm Ende der 70er als Solokünstler der Durchbruch.
Kein gewöhnlicher Musiker
Dem Ruhm, den seine musikalischen Erfolge mit sich brachten, konnte der zurückhaltende Brite nicht viel abgewinnen. In Interviews betonte er, er sei weder Popstar noch Rockstar. "Die (Rockstars) sorgen sich um ihre Frisur. Die lassen ständig etwas mit ihrem Gesicht machen", so Rea. "Wie du aussiehst und wie du klingst, ist alles. Es ist narzisstisch. Das bin ich nicht."
Die Wende in seiner Karriere brachte die schwere Erkrankung. In den 90ern hatte er schon eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung überstanden. 2001 stellten die Ärzte Bauchspeicheldrüsenkrebs bei ihm fest und machten Rea keine großen Hoffnungen. Im Krankenhaus entschied er, endlich der Liebe zum Blues zu folgen, sollte er den Krebs überleben. "Wenn du kurz davor bist zu sterben, denn bewertest du neu, was dir wirklich wichtig ist", erklärte der Musiker im "Mirror"-Interview.
Es folgten mehrere Operationen, von denen er sich nie vollständig erholte. Später wurde ihm noch eine Niere entnommen. Einen weiteren gesundheitlichen Rückschlag überstand er 2016: Nach einem Schlaganfall konnte er vorübergehend weder richtig sprechen noch Gitarre spielen. Nur ein Jahr später stand er schon wieder auf der Bühne. Am Ende der Tournee brach er während eines Auftritts in Oxford zusammen. Die zwei verbleibenden Konzerte mussten daraufhin abgesagt werden.
Hits beliebt in Deutschland
Der Musiker hinterlässt seine Ehefrau Joan, mit der er schon als Teenager zusammen war. Das Paar hat zwei Töchter, Josephine und Julia, über die Rea seine gleichnamigen Hits geschrieben hat. Der Familie wegen verzichtete er auch auf eine größere Karriere in den USA. Zwar war seine Musik dort erfolgreich, Rea weigerte sich aber in Amerika auf Tournee zu gehen, weil er nicht so lange von Frau und Kindern getrennt sein wollte.
Nach der schweren Krebserkrankung gründete er ein eigenes Label, auf dem er seit 2002 mehrere Blues-Alben veröffentlicht. Ein breites Publikum bevorzugt laut Rea dennoch seine alten Hits, auch hierzulande. "In Deutschland hängt die Größe der Halle und das Geld, was dir angeboten wird, davon ab, welche Lieder du laut Vertrag spielen wirst", sagte Rea einmal. "Wenn du alle Hits spielst, lassen sie dich in der großen Halle in Dortmund auftreten. Wenn nicht, dann trittst du irgendwo in einem Club in Köln auf."
