Morde und Vermisstenfälle: Cold Cases - Diese Kriminalfälle im Land sind noch ungelöst

Published 7 hours ago
Source: stern.de
Morde und Vermisstenfälle: Cold Cases - Diese Kriminalfälle im Land sind noch ungelöst

Im November sorgte die Durchsuchung eines Wohnhauses im Kreis Biberach nach einem Mord von 1985 für Schlagzeilen. Hunderte Kriminalfälle im Land sind ungelöst - Ermittler suchen weiter nach Spuren.

Ein Familienvater verschwindet spurlos während eines Ausflugs nach Augsburg, eine teilweise verbrannte Frauenleiche wird im Süden des Schwarzwaldes entdeckt, eine Tote wurde offenbar Opfer eines Sexualverbrechens: Allein in Baden-Württemberg gibt es laut Landeskriminalamt 369 Cold Cases. Dabei handele es sich um ungeklärte versuchte oder vollendete Tötungsdelikte sowie Vermisstenfälle, bei welchem der Verdacht auf ein Tötungsdelikt besteht, teilte eine Sprecherin mit. Grundsätzlich gilt für die Fälle, dass nicht mehr aktiv ermittelt.

Es gibt aber auch Fälle, bei denen etwa Jahre später eine neue Spur entdeckt und Untersuchungen wieder aufgenommen werden. So gibt das LKA zu den am längsten ungeklärten Fällen aus dem Jahr 1946 mit Verweis auf laufende Ermittlungen keine Auskunft. Eine Auswahl langfristig ungeklärter Fälle im Land:

Familienvater verschwindet vor 25 Jahren nach Schießwettbewerb 

Am 28. Oktober 2000 brechen der damals 37-jährige Familienvater Lothar Demel und sein Freund von Großkuchen bei Heidenheim an der Brenz auf, um nach Traunstein in Bayern zu einem Schießwettbewerb zu fahren. Auf der Rückfahrt besteht Demel laut Ermittlern darauf, in der Augsburger Innenstadt auszusteigen. Er verabredet sich für den nächsten Morgen mit seinem Begleiter – taucht aber nicht mehr auf.

Am Tag seines Verschwindens hat er demnach sein Handy dabei, eine Ortung ist jedoch nicht möglich. Nachforschungen an seinen üblichen Aufenthaltsorten in Augsburg führen zu keinem Ergebnis. Auch Hinweise auf eine geplante Auslandsreise ergeben keine Spur. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen und hält ein Verbrechen für wahrscheinlich. Besonders wichtig seien Personen, mit denen er zwischen dem 27. und 28. Oktober 2000 in Kontakt stand.

In dem Fall werde aktiv ermittelt, teilte die Polizei zuletzt mit. Nachdem der Fall im November bei "Aktenzeichen XY… Ungelöst" vorgestellt worden sei, seien die eingegangenen Hinweise weiter in Bearbeitung.

Die Polizei sucht demnach immer noch Zeugen, die sich an den Aufenthalt des Vermissten am 28. Oktober 2000 in Traunstein bei dem Großkaliber-Schießwettbewerb erinnern können sowie an den Aufenthalt des Vermissten ab den Abendstunden des 28. Oktober 2000 oder danach in Augsburg.

Kommunalpolitiker durch Schüsse schwer verletzt

Ein Unbekannter schießt in der Nacht zum 19. März 2023 mehrmals von außen durch ein Fenster auf einen Landwirt und FDP-Politiker auf dessen Hof in Hattenhofen (Kreis Göppingen). Der Schütze verletzt den damals 65 Jahre alten Kommunalpolitiker mit vier Kugeln schwer. Die zuständige Ermittlerin von der Kriminalpolizei in Ulm sagte im November 2024 in "Aktenzeichen XY… Ungelöst", ein Mordanschlag durch einen Profi-Killer sei eher unwahrscheinlich. Es wurde demnach eine vermutlich umgebaute Schreckschusswaffe eingesetzt, zu der die Munition aber nicht passte. Die Ermittlungen laufen weiter wegen versuchten Mordes, wie ein Sprecher der Polizei in Ulm nun sagte. Details könnten deswegen nicht mitgeteilt werden.

Seniorin tot im Garten - Polizei sucht jungen Mann als Zeugen

Familienmitglieder finden eine 75-jährige Frau am 24. September 2024 tot in ihrem Garten bei Schwaikheim (Rems-Murr-Kreis). Die Polizei richtet daraufhin die Sonderkommission "Soko Garten" ein, denn die Frau soll gewaltsam ums Leben gekommen sein. Ermittler suchen weiterhin mit Hilfe eines Phantombildes einen jungen Mann im Alter von ungefähr 17 bis 25 Jahren, der ein wichtiger Zeuge sein könnte. Er soll damals in der Nähe des Tatorts gewesen sein. In dem Fall wurde auch eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro ausgelobt. Bisher erfolglos. Die Polizei bittet nach wie vor um Hinweise auf den Zeugen oder andere Aspekte des Falls. Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben weiterhin offenen Spuren nach und führen forensische Auswertungen durch.

Tatverdächtiger auf Europol-Liste

Lange zurück liegt ein Tötungsdelikt, das 2024 ebenfalls in "Aktenzeichen XY... Ungelöst" präsentiert wurde. Ein aus Russland stammender Täter soll im August 1991 einen damals 35-Jährigen aus Sindelfingen (Kreis Böblingen) auf einem Waldweg erschlagen haben. Der Verdächtige steht auf Europols Liste der meistgesuchten Straftäter in Europa. Laut Zeugenaussagen reiste er im Jahr 1993 nach Russland. Aus dem Jahr 2004 sei eine Einreise in die Ukraine bekannt.

Frauenleiche im Schwarzwald

Eine tote und teilweise verbrannte Frau wird am 24. Juli 1997 in einem Waldgebiet bei Todtnau-Präg im Kreis Lörrach gefunden. Die Identität der rund 20 Jahre alten Frau ist auch über 27 Jahre später noch ungeklärt. Ermittler vermuten, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.

Vermisste Studentin aus Freiburg

Der Fall der Biologie-Studentin Eva Götz reicht ebenfalls ins Jahr 1997 zurück. Die 26-Jährige wird zu Jahresbeginn 1997 in Freiburg mutmaßlich in einem Kleintransporter entführt. Erst Ende Januar 2024 wird ihre Leiche an einem Feldweg zwischen Geisingen (Kreis Tuttlingen) und Blumberg (Schwarzwald-Baar-Kreis) gefunden.

Mordfall von 1985 - Kurzzeitige Festnahme von Verdächtigem

Manchmal gibt es auch nach Jahrzehnten noch Bewegung in einem Kriminalfall: Im November sorgte die kurzzeitige Festnahme eines Mannes nach einem Mord im Jahr 1985 für Schlagzeilen. Einsatzkräfte durchsuchten ein Wohnhaus in Schwendi (Kreis Biberach). Sie nahmen einen 69-Jährigen, gegen den sich die Maßnahme laut Polizei und Staatsanwaltschaft gerichtet hatte, kurzzeitig fest. Er kam demnach am selben Tag wieder auf freien Fuß.

Hintergrund des Einsatzes war der Mord an einer 31-jährigen Frau in Deggingen (Landkreis Göppingen) im Februar 1985. Die Küchenhilfe wurde am 10. März 1985 im Gewann Winterhalde neben einem Waldweg am Albtrauf bei Deggingen von Spaziergängerinnen entdeckt.

An dem Fall arbeitet die "Ermittlungsgruppe Oberberg" beim Kriminalkommissariat Göppingen. Ihre Recherchen hatten laut Polizei zu dem Tatverdächtigen und den Durchsuchungsmaßnahmen geführt. Eine wesentliche Rolle spielte demnach in diesem Zusammenhang eine 1985 gesicherte DNA-Spur. Denn: Dass die Tötung des Opfers im Zusammenhang mit einem Sexualdelikt steht, ist den Angaben zufolge sehr wahrscheinlich. Die Ermittlungen dauern an, wie die Staatsanwaltschaft im Dezember mitteilte.

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