Kriminalität: Tierschutzbund warnt: Illegaler Welpenhandel boomt im Advent

Published 14 hours ago
Source: stern.de
Kriminalität: Tierschutzbund warnt: Illegaler Welpenhandel boomt im Advent

Über 250 Hunde strandeten 2024 nach ihrer Sicherstellung in bayerischen Tierheimen. Meist werden sie viel zu jung im Internet verkauft und illegal ins Land gebracht. Das System und seine Folgen.

Während in etlichen Familien im Freistaat die Vorfreude auf das Christkind täglich wächst, versetzt das Weihnachtsfest den Deutschen Tierschutzbund und dessen bayerischen Landesverband in Alarmbereitschaft. Denn gerade Tiere, die Eltern ihren Kindern zu Weihnachten schenken, landen laut dem Dachverein später besonders häufig in Tierheimen. Auch für kriminelle Machenschaften sei Weihnachten ein guter Nährboden. 

"Im Advent boomt der illegale Heimtierhandel regelrecht", sagt Ilona Wojahn, Präsidentin des bayerischen Landesverbands. Viele Familien kauften in der Vorweihnachtszeit einen sehr jungen Hund im Internet und seien sich nicht bewusst, damit den illegalen Welpenhandel zu unterstützen. 

Mindesteinreisealter: 15 Wochen innerhalb der EU

Legal dürften Welpen auch aus dem europäischen Ausland erst ab einem Alter von 15 Wochen einreisen, da sie frühestens im Alter von zwölf Wochen gegen Tollwut geimpft werden können und der Schutz erst greifen müsse. "Tiere, die aus einem Land außerhalb der EU einreisen, müssen sogar mindestens sieben Monate alt sein", sagt Wojahn. 

"Die Tiere aus dem illegalen Welpenhandel stammen aus Hinterhof-Zuchtfabriken und sind aufgrund ihrer Lebensumstände sehr anfällig. Sie werden für den Transport fitgespritzt und landen dann in Deutschland", sagt Wojahn. Dort aber oft nicht bei ihren gutgläubigen Besitzern, sondern in Quarantäne im Tierheim. Denn wenn die Polizei feststellt, dass Tiere unerlaubt ins Land gebracht werden, bringe sie die Tiere dorthin. 

42 Prozent der deutschlandweiten Fälle in Bayern gemeldet

Belastbare Zahlen über in Bayern sichergestellte Hunde aus dem illegalen Welpenhandel in den vergangenen Jahren kann auf Anfrage weder das bayerische Innenministerium noch das Landeskriminalamt liefern. Einen Einblick geben aber die Zahlen des Tierschutzbundes. "Die 112 Tierheime, die zum bayerischen Tierschutzbund gehören, haben im vergangenen Jahr 94 Fälle von illegalem Heimtierhandel gemeldet. Das sind 42 Prozent der Fälle, die 2024 in ganz Deutschland gemeldet worden sind", sagt Wojahn. 

Im Rahmen der gemeldeten Fälle seien im Vorjahr 328 Tiere aufgefangen worden - darunter über 250 Hunde. Im Jahr 2023 seien es bei hundert Fällen 299 Hunde gewesen. "Der Großteil der Tiere kommt aus Osteuropa. Spitzenreiter bei den Herkunftsländern sind Rumänien, Bulgarien, die Türkei und Ungarn", sagt Wojahn. Besonders häufig betroffen seien Moderassen wie Zwergspitze, Maltester oder französische Bulldoggen, da sie im Internet billiger zu haben seien als beim seriösen Züchter. 

Verhaltensauffälligkeiten eine mögliche Folge

Die Folgen, die sich für die Hunde aus dem illegalen Handel ergäben, können laut Wojahn enorm sein. Durch die zu frühe Trennung vom Muttertier könne es zu Verhaltensauffälligkeiten kommen. "Tiere, die abgefangen werden und in Quarantäne landen, verbringen Teile ihrer Prägezeit nicht mit Artgenossen. Sie sind oft nicht sozialisiert", berichtet sie.

Selbst die Hunde, die nicht von der Polizei gestoppt werden, würden aus den gleichen Gründen häufig in Tierheimen landen. Wojahn fordert deshalb den Internethandel mit Tieren zu verbieten und unterstützt gleichzeitig die Forderung des Dachvereins, Tiere nicht zu Weihnachten zu verschenken: "Sie sind keine Dinge."

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