Bis zu 900 Anrufe pro Tag gehen bei der Berliner Big Hotline für häusliche Gewalt ein. Gewalt fängt nicht erst bei Schlägen an, sagt Sprecherin Nua Ursprung.
Immer mehr Frauen suchen sich Rat bei der Berliner Big Hotline für häusliche Gewalt. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Anrufe von Jahr zu Jahr um etwa 3 Prozent gestiegen, sagte Big-Sprecherin Nua Ursprung der Deutschen Presse-Agentur. Big steht für Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen.
Der Anstieg bedeutet laut Ursprung nicht zwangsläufig, dass mehr Frauen Gewalt erfahren. Es könne auch sein, dass mehr Menschen bereit seien, sich Hilfe zu holen. "Wir merken, dass mehr Leute als früher anrufen, die sich frühzeitig informieren. Es kommt häufiger vor, dass Personen einfach anrufen und eine Situation schildern, auch wenn sie sich nicht sicher sind."
Hilfe unter der 030 611 03 00
Die Big bietet unter der 030 611 03 00 rund um die Uhr telefonische Beratung bei häuslicher Gewalt, auch in anderen Sprachen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen unter anderem bei der Weitervermittlung an ein Frauenhaus. Jeden Monat kämen 700 bis 900 Anrufe rein, sagte Ursprung. Nicht nur Betroffene selbst, auch Angehörige können sich melden. Die Schutzplätze in Frauenhäusern reichten nicht aus, kritisierte Ursprung. Jeden Tag müsste die Big zwischen 10 und 15 Schutzsuchenden eine Absage erteilen.
Gewalt fange nicht erst mit Schlägen an, so die Sprecherin. Auch Isolation und andere Formen von psychischer Gewalt zählten dazu.
Welche Anlaufstellen es noch gibt
Betroffene finden an unterschiedlichen Stellen in Berlin Hilfe. Der Verein Lara bietet eine kostenlose Rechtsberatung für Frauen, transsexuelle, intersexuelle und nicht-binäre Personen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, an. Auch per E-Mail oder per Telefon finden Betroffene bei der Fachberatungsstelle Hilfe. In Spandau finden Frauen Unterstützung beim Verein Eulalia Eigensinn. In akuten Krisensituationen hilft der Berliner Krisendienst.2024 sind acht Frauen in Berlin von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden. Zwei weitere Frauen wurden laut Polizei von einem Familienmitglied oder einem Angehörigen umgebracht. Alle Täter waren Männer. Die Bilanz für dieses Jahr steht noch nicht zur Verfügung. Die Zahl liegt nach Angaben der Polizei auf dem Niveau von 2024.
4.661 Frauen und Mädchen wurden 2024 Opfer von Sexualstraftaten. Jede Dritte war unter 18 Jahre alt. Personen, die mehrfach Opfer wurden, wurden mehrfach gezählt. Für dieses Jahr zeichnet sich laut Polizei eine Zunahme um etwa 3 Prozent ab.
