Spezial-Ermittler: Kriminalität im Netz: Deshalb steigen die Fallzahlen

Published 2 hours ago
Source: stern.de
Spezial-Ermittler: Kriminalität im Netz: Deshalb steigen die Fallzahlen

Drogenhandel im Darknet, Fake-Shops, illegales Streaming: Bayerns Spezialstaatsanwaltschaft für Cybercrime hat so viel zu tun wie nie zuvor. Das sind die Gründe.

Im Jahr 2025 hat die bayerische Spezialstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung von Betrug im Netz mehr als 20.000 Verfahren bearbeitet. "Das ist ein absoluter Rekordwert in den alsbald elf Jahren, seit es die Zentralstelle Cybercrime gibt. Der Anstieg macht sich vor allem bemerkbar im Bereich Betrug und Phishing", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Thomas Goger der Deutschen Presse-Agentur in Bamberg. 

Dabei handele es sich um Betrug mit Fake-Shops, betrügerische Anlageplattformen, Phishing mit virtuellen Debitkarten, Phishing mit QR-Codes und so weiter. "Je mehr wir uns in unserem Leben online bewegen, desto häufiger wird das kriminell ausgenutzt. Mithilfe von KI ist es für Täter noch leichter geworden, eine Phishing-Kampagne aufzusetzen. Die Bedrohungslage durch Betrug im Netz wird hoch bleiben", prognostizierte der Experte. Unter Phishing versteht man das illegale Abgreifen von Bank- oder Bezahldaten.

Drogenhandel im Darknet

Ein Schwerpunkt der bayerischen Ermittlerinnen und Ermittler ist inzwischen das Durchleuchten des Darknets, etwa bei der Bekämpfung des Betäubungsmittelhandels. 

Dabei gehe es nicht nur um die unterste Stufe, wo an Endkunden verkauft werde, betonte Goger: "Mittlerweile ist es uns gelungen, uns in der Hierarchie nach oben zu arbeiten. Es werden inzwischen riesige Mengen Betäubungsmittel online umgesetzt." Natürlich spiele der Straßenhandel noch eine Rolle, sei aber längst nicht mehr so dominant wie vor einigen Jahren. "Die Prognose der damaligen Bundesregierung, mit der Teillegalisierung von Cannabis den Markt auszutrocknen, ist unserer Beobachtung nach nicht eingetreten. Das Internet und insbesondere das Darknet sind immer noch das Mittel der Wahl, wenn es um Betäubungsmittel und auch um Cannabis geht", sagte Goger weiter.

Comeback des illegalen Streamings - und eine Warnung

"Ein Revival im Jahr 2025 hat das illegale Streaming erfahren", erläuterte der Oberstaatsanwalt. "In den Jahren zuvor hat das Phänomen zahlenmäßig eigentlich keine große Rolle mehr gespielt." 

Mutmaßlich liege der aktuelle Anstieg daran, dass viele Streaminganbieter ihre Preise erhöht hätten und mehr Abos nötig seien, um möglichst viele neuen Serien, Filme oder auch Sport-Übertragungen sehen zu können. Goger sagte: "Man kann die Kunden in diesem Zusammenhang nur warnen: Die Streaminganbieter unternehmen große Anstrengungen, dieses Geschäftsfeld auszutrocknen und gehen auch zivilrechtlich gegen die Nutzer vor. Und: Unsere Ermittlungserfolge zeigen, dass die Ermittlungsbehörden durchaus in der Lage sind, sich durch komplizierte Serverstrukturen durchzuarbeiten. Man kann nur jedem Nutzer illegaler Streamingdienste sagen: Das wird nicht lange gut gehen."

Wie erkenne ich Fake-Shops?

Seit Oktober 2023 bearbeitet die Bamberger Behörde zentral für Bayern die Fälle von Fake-Shops im Netz. Etwa 2.500 betrügerische Online-Shops sind seitdem identifiziert worden. "Der Trend ist ungebrochen", sagte Goger. Fake-Shops entstünden immer "in Wellen": Zu Beginn der Heizperiode würden günstige Holzpellets- oder Heizöllieferungen angeboten, käme eine neue Spielkonsole auf den Markt, werde auch diese günstig in gefakten Shops angeboten. 

Fake-Shops seien inzwischen so professionell aufgezogen, dass sie für die Kundschaft ohne Hilfsmittel nur schwer zu erkennen seien. "Das ist für die Kunden ein Problem, aber auch für die ehrliche Online-Wirtschaft", sagte Goger. "Wer sich heute mit einem Online-Shop selbstständig machen will, muss ja erst einmal aus der Masse betrügerischer Angebote herausragen und ein Grundmisstrauen überwinden, das die Kunden inzwischen haben."

Für die Kunden gebe es mittlerweile gute Tools, um Shops zu überprüfen, wie den Fake-Shop-Finder der Verbraucherzentralen oder den Fake-Shop-Detektor aus Österreich. Gogers Empfehlung: "Man kann den Kunden nur raten, diese Tools zu nutzen. Eine Vorsichtsregel gilt aber nach wie vor uneingeschränkt: Wenn nur Vorkasse per Banküberweisung möglich ist und alle anderen Zahlungsarten angeblich nicht funktionieren, ist das ein relativ sicheres Zeichen, dass mit dem Shop etwas nicht stimmt."

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