Zu Beginn mag nicht jedem eingeleuchtet haben, warum in Halle für viele Millionen Euro ein sogenanntes Zukunftszentrum gebaut werden soll. Die Vorbereitungen dafür laufen - und der Plan wird klarer.
Für den Betrieb des in Halle geplanten Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation sind erste Mitarbeitende gefunden worden. "Die ersten Personalstellen sind besetzt", sagte der Geschäftsführer der Zukunftszentrum gGmbH, Holger Lemme, auf Anfrage. Eine Jury hatte Halle an der Saale vor einigen Monaten als Standort für das Zentrum ausgesucht. Mittlerweile laufen auch die Vorbereitungen für den Bau.
Das Zukunftszentrum soll "in einem internationalen Netzwerk aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik, Kultur und Bildung agieren", sagte Lemme. Ein besonderer Fokus liege dabei auf dem Austausch mit zivilgesellschaftlichen Initiativen, Akteuren der Transformationsforschung, zeitgeschichtlichen und sozialwissenschaftlichen Instituten sowie Kultur- und Bildungsinstitutionen.
Team soll stetig wachsen
Den Angaben nach sollen einmal etwa 180 Menschen in dem Zukunftszentrum arbeiten, einschließlich wissenschaftlicher Mitarbeiter. Dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen zufolge sollen die Planungsleistungen für den Bau in den nächsten Monaten ausgeschrieben und beauftragt werden. Zuständig dafür ist demnach die Bundesbauverwaltung Sachsen-Anhalt.
Die Organisation, die das Zentrum nach seiner Errichtung betreiben soll, soll in den kommenden Jahren stetig wachsen, kündigte Lemme an. "Im Jahr 2025 hat das Team begonnen, Kontakte zu knüpfen und erste Programminhalte zu entwickeln, um schon vor Eröffnung des Gebäudes in Halle und deutschlandweit präsent zu sein."
Bevölkerung soll die Idee immer besser kennenlernen
Im kommenden Jahr sei laut Lemme unter anderem eine bundesweite Veranstaltungsreihe zum Thema "Identität(en)" geplant. Dabei sollen Erfahrungen aus unterschiedlichen Regionen zusammengeführt werden. Außerdem soll es im Herbst nächsten Jahres einen "Markt des nützlichen Wissens und Nicht-Wissens" geben. Dabei soll das Thema Transformation im Vordergrund stehen.
Auch soll es einen mobilen "Escape Room" geben - einen Raum, der "die Erfahrungen der Umbrüche der 1990er Jahre aufgreift und spielerisch vermittelt, welche individuellen Handlungs- und Bewältigungsstrategien Menschen in dieser Zeit entwickelt haben", erklärte Lemme.
Abstimmungen über Eröffnung und Kosten
Das Zukunftszentrum soll die Leistungen der deutschen Vereinigung und insbesondere der Ostdeutschen würdigen und die Erfahrungen für künftige Umbrüche nutzbar machen - als Begegnungs- und Forschungsstelle zugleich. Der Bund stellt rund 200 Millionen Euro für die Gesamtbaukosten bereit.
Dazu, wann das Zentrum eröffnet werden soll und wie hoch die Kosten aktuell schätzungsweise sein werden, liefen einer Sprecherin des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen zufolge derzeit Abstimmungen. Früheren Angaben nach soll der Bau 2030 fertig sein.
Ein Bau ohne Haupteingang
Der internationale Realisierungswettbewerb für den Bau des Zentrums war im April 2025 abgeschlossen worden. Den ersten Preis hatte das Planungsteam Richter Musikowski Architekten und ST raum a. Landschaftsarchitektur aus Berlin erhalten.
Der Entwurf soll nun Grundlage für die weitere Planung werden. Angedacht ist unter anderem, dass das Zentrum eine transparente, helle Hülle aus Glas bekommt. Musikowski zufolge wird es außerdem viele Eingänge geben, nicht einen Haupteingang. Im Erdgeschoss solle ein großes Veranstaltungsforum entstehen. Treppen mit Blick auf das Innere des Gebäudes sollen in obere Geschosse für Ausstellungen und Büros führen.
Das neu gebaute Zentrum am Riebeckplatz in zentraler Lage in Halle soll künftig rund 14.000 Quadratmeter für Forschung, Ausstellung und Dialog bieten. Der Riebeckplatz wird im Zuge des Baus umfassend neu gestaltet. Für die Neugestaltung des Platzes muss dort unter anderem die Verkehrsführung neu geplant werden. Außerdem soll eine neue Brücke gebaut werden, die zum Zukunftszentrum führt.
58 Meter hoch
"Ziel ist, eine attraktive und begrünte Querung für Fußgänger und Radfahrer zu verwirklichen", sagte ein Sprecher der Saalestadt auf Anfrage. In den kommenden Monaten will die Stadt mit der Politik und der Bevölkerung der Stadt auch in Austausch dazu gehen, wie der vor dem Zentrum geplante Park gestaltet werden könnte. Der Bau unweit des Hauptbahnhofs soll 58 Meter hoch werden.
Der Bau des Zukunftszentrums sei "eines der zentralen Bauprojekte der Stadt", hieß es. In der Stadt hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder Veranstaltungen zum Zukunftszentrum gegeben, etwa an der Universität der Saalestadt. Auch 2026 soll das geplante Zentrum, dessen Schwerpunkte und Ziele der Bevölkerung weiter nähergebracht werden.
Stadtsprecher: "Immense Bedeutung" für Halle
Im Frühjahr nächsten Jahres soll es ein Bauplan geben, der Anregungen aus der Bevölkerung berücksichtigt, sagte der Sprecher. Ein erster Entwurf des Bebauungsplanes war von September bis Oktober 2025 öffentlich ausgelegt worden.
Für die strategische Entwicklung von Halle sei der Bauprojekt "von immenser Bedeutung", so der Stadtsprecher. Bis Juni 2028 soll auf dem eigentlichen Baufeld Platz geschaffen werden, sei die Vereinbarung zwischen Bund und Stadt. "Wesentliche Punkte der Umgestaltung des Riebeckplatzes sollen bis dahin abgeschlossen sein", hieß es.
