Satirischer Jahresrückblick: Die acht größten WTF-Momente 2025

Published 2 hours ago
Source: stern.de
Satirischer Jahresrückblick: Die acht größten WTF-Momente 2025

Ein Jahresrückblick ist dafür da, innezuhalten und die letzten Monate mit Abstand Revue passieren zu lassen? Quatsch! Zeit, sich zu fragen: 2025, was zur Hölle war das denn bitte?

Na, erinnern Sie sich noch an den Jahresbeginn? 2025 – ein frischer Kalender an der Wand, die Seele hatte etwas Ruhe über die Feiertage gefunden, mal wieder schien alles möglich. Vielleicht gab es sogar ein bisschen Hoffnung, dass die Welt in den kommenden Monaten wieder ein bisschen mehr zusammenrückt. Und dann: BAMM! Ende Dezember, das Jahr schon wieder vorbei und man fühlt sich wieder mal wie durch die Waschtrommel gedreht. Was zur Hölle war das denn bitte? 

Trump dreht durch, Merz macht gemeinsame Sache mit der AfD, die Kinder sammeln plötzlich potthässliche Plüschtiere aus China, Schnitzel dürfen nicht mehr Schnitzel heißen, wenn nicht mindestens ein Schwein dafür den Bolzenschuss kassiert hat hat, wir diskutieren über die Flaggen, die auf dem Reichstag wehen, ein Popstar fliegt ins All – einfach aus Spaß an der Freude, und offenbar kann man relativ einfach in eines der sichersten Gebäude der Welt einbrechen. Es ist zum Verrücktwerden. Es wird Zeit, auch ganz offiziell Dampf abzulassen. Hier sind die acht größten "What the Fuck"-Momente des Jahres. Zum Augenrollen, Hand-vor-die-Stirn-Klatschen und hysterisch-verzweifelt-Weinen. Viel Spaß!

Katy Perry fliegt ins All

Fangen wir mit etwas Unverfänglichem an: Popstar Katy Perry scheint große Probleme zu haben, ihre Karriere wieder in alte Höhen zu führen. Was macht man da? Richtig, man fliegt in noch höhere Höhen. Am 14. April hebt die damals 40-Jährige mit einer Rakete des Unternehmens Blue Origin ab.

Zehn Minuten dauert der ganze Zirkus und stößt wahrscheinlich so viel CO₂ aus wie Wattenscheid bis übernächsten Herbst. Wieder sicher gelandet küsst Perry jetzt nicht nur Kanadas Ex-Premier Justin Trudeau (what?), sondern auch den Boden. Und redet irgendetwas davon, dass dieser Flug ihr Leben verändert habe. Können solche Leute nicht einfach eine Therapie machen? 

Friedrich Merz – und die CDU ganz allgemein

Eines muss man Friedrich Merz ja lassen: Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es auch durch. Auch wenn dieses "etwas" Kanzler werden ist und mehr als 20 Jahre dauert. Am 6. Mai aber hatte Fritze aus dem Sauerland es tatsächlich geschafft. Mit fast 70 Jahren stand er im Plenarsaal des Bundestags, die rechte Hand auf der Bibel, und danach wurde es auch nicht besser. Dass sein Fraktionschef Jens Spahn nach all dessen Skandalen überhaupt noch ein Amt bekleidet, klammern wir hier mal aus – aber auch da: Was zum Teufel? 

Merz stimmt schon vor seiner Vereidigung gemeinsam mit der AfD ab, nutzt den alten Bundestag, um schnell 100 Milliarden Euro Schulden zu machen – bitte was?! – und setzt dann reihenweise Dinge um, die er der Ampel immer vorgeworfen hat. Die Union klatscht Beifall, egal wie durchgeknallt Merz’ Ansagen auch sind. Mit Ausnahme von Markus Söder, der weiterhin nur Augen für seine Nürnberger Würstchen und seinen McDonald’s-Burger hat. Schön, wenn zumindest eine Sache gleich bleibt. 

Frauke Brosius-Gersdorf

Wo wir gerade bei der Union und (Symbol)-Politik sind: Was zur Hölle war die Diskussion um Frauke Brosius-Gersdorf denn bitte für ein Fiebertraum? Union und SPD einigen sich darauf, diese hoch angesehene Juristin zu Verfassungsrichterin zu machen. Und knicken ein, weil ein paar Durchgeknallte irgendwo zwischen Twitter-Jauchegrube und Reichelts Boxbude "Nius" behaupten, sie wolle Abtreibungen bis kurz vor der Geburt erlauben. – Sorry, ich muss kurz durchatmen – DAS HAT SIE NIE GEFORDERT – UND SELBST WENN, WÄRE SIE AM VERFASSUNGSGERICHT GAR NICHT DAFÜR ZUSTÄNDIG GEWESEN.

Aber weil diese Diskussion, wie so viele in diesem Jahr, natürlich völlig aus dem Ruder lief, wurde ihr einfach unterstellt, sie sei eine linksextreme Aktivistin. Sie wurde so sehr bedroht, verleumdet, öffentlich bloßgestellt, bis sie auf das Amt verzichtete und sich freiwillig in die Sendung von Markus Lanz setzte. Was ja eigentlich noch schlimmer ist.

Labubus

Auf diesen Trend möchte ich gar nicht zu lange eingehen. Um ihn zu verstehen, bin ich offensichtlich zu alt oder zu dämlich oder beides. Aber um das einmal für die Älteren zusammenzufassen: Labubus sind so etwas wie Monchhichis, aber in hässlich und aus China. Man kauft sie in Blanko-Verpackungen, also ohne zu wissen, welchen von diesen komischen Zwergen man bekommt. So weit, so Überraschungsei-Konzept.

Mit einem Unterschied: Wir haben uns früher über den besonderen Schlumpf im Ü-Ei gefreut und ihn in den Setzkasten gestellt. Die Jugend von heute bricht in einer Panikattacke zusammen, weil man einen seltenen Plastikklumpen gefunden hat. Verstehe, wer will.

Der Raub im Louvre

Kommen wir zu etwas Erfreulicherem: Auch Frankreich hat nun seinen Skandal, irgendwo zwischen Grünem Gewölbe und Bode-Museum. Am 19. Oktober stiegen mehrere Personen offenbar über einen Möbelaufzug in das Museum ein und stahlen Schmuckstücke im Wert von knapp 88 Millionen Euro.

Nochmal zum Mitschreiben: Da kommen Einbrecher, die über einen Aufzug in das wohl bekannteste und am meisten gesicherte Museum der Welt einsteigen können. Das ist ja so, als ob man in Fort Knox den Schlüssel unter die Fußmatte legen würde. Wer so viel Glück hat, sollte das Diebesgut vielleicht einfach behalten dürfen. 

Vegane Schnitzel sind verboten

Na, ist Ihre Welt auch seit Oktober deutlich besser geworden? Müsste sie eigentlich. Denn das EU-Parlament hat uns gerettet – vor dem Nicht-Fleisch-Genuss! Dreiste Veggie-Imitate dürfen nicht mehr heißen wie ihre fleischigen Verwandten. Burger, Schnitzel, Wurst – alles dem echten Fleische vorbehalten.

Da soll noch einer sagen, die EU ist zu bürokratisch, schlafwandlerisch und träge. Ukraine-Krieg, Gaza-Konflikt, Energiekrise – alles erträglich, solange für das Schnitzel ein echtes Schwein draufgegangen ist. Regen Sie sich nicht wie ich zu lange darüber auf. Wenn Uschi von der Leyen Wind davon bekommt, dass wir mit ScheuerMILCH putzen und KINDERSchokolade essen, haben wir noch ganz andere Probleme. 

Donald Trump

Auch wenn es schwerfällt, aber in so einem Jahresrückblick darf natürlich auch der Orangefarbene aus dem Weißen Haus nicht fehlen. Haben Sie Lust auf einen Stimmungskiller? Der gute Mann ist erst seit elf Monaten im Amt. Kommt einem vor wie elf Jahre, oder? Erst stürzt er die Weltwirtschaft mit seinen Gaga-Zöllen in kollektive Depressionen, rollt Wladimir Putin den roten Teppich in Alaska aus, baut dann die Einwanderungsbehörde ICE zu einer Schlägertruppe um, die wahllos Menschen von der Straße kidnappt, und bietet dann auch noch die Lösung für alle Probleme dieser Welt an: einen neuen Ballsaal im Weißen Haus.

Ich bin kein Fan von Whataboutism, aber: Hat dieses Land nicht andere Probleme als einen neuen Dancefloor neben dem Oval Office? Man möchte den Kopf nur noch auf die Tischplatte hauen. 

Das Attentat auf Charlie Kirk

Wo wir gerade schon bei Stimmungskillern sind: Am 10. September wird der rechtsextreme US-Influencer Charlie Kirk bei einer öffentlichen Veranstaltung erschossen. What the fuck? Ja, Kirk war eine Brech-Reizfigur, ja er hatte Kontakte an den ganz rechten Rand, ja möglicherweise war er sogar eine Gefahr für die US-Demokratie. Und deswegen wird er auf offener Bühne abgeknallt? Gehen wir jetzt so mit unseren politischen Gegnern um? Wenn uns eine Meinung nicht gefällt, Kugel in den Kopf?

Es ist zum Verrücktwerden. Dieses Jahr hat auf alle Fälle wenig dazu beigetragen, gelassener zu werden. Und dabei habe ich so viele Themen gar nicht erwähnt: Iran greift Israel an, USA bombardiert Iran, Klimawandel, KI im Allgemeinen, die Epstein-Akten im Speziellen.

Vielleicht ist es gut, nun erst mal durchzuschnaufen und neuen Anlauf zu nehmen. Auf ein hoffentlich ruhigeres Jahr 2026 – ohne so viele WTF-Momente.

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