Im Mai des kommenden Jahres stimmen die Hamburger über die Olympia-Pläne ihrer Stadt ab. Bürgermeister Tschentscher sieht in möglichen Spielen eine große Chance für die Stadt.
Ein Ausstieg Hamburgs bei der geplanten Bewerbung für Olympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 wäre aus Sicht von Bürgermeister Peter Tschentscher ein großer Fehler. "Neben dem sportlichen Großereignis haben wir auch das Interesse, zusätzliche Bekanntheit und internationale Strahlkraft für unsere Stadt zu erreichen und Investitionen nach Hamburg zu holen", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Und genau das sei nach der Erfahrung anderer Olympia-Städte in großem Umfang der Fall.
Große Schubkraft für die eigene Entwicklung
Das höre er sowohl von den Olympia-Städten Seoul (1988) als auch von Paris (2024). "Viele Olympia-Städte berichten, dass sie durch die Spiele eine enorme Schubkraft für ihre eigene Entwicklung bekommen haben." Er wünsche sich, "dass alle erkennen, dass Olympische Spiele in Hamburg eine Riesen-Chance sind".
Ende Mai kommenden Jahres sollen die Hamburgerinnen und Hamburger nach dem Willen des Senats in einem Referendum gefragt werden, ob sie Olympische Spiele in der Stadt haben wollen. Bei der Abstimmung vor zehn Jahren hatte sich eine Mehrheit von 51,6 Prozent gegen Olympische Spiele 2024 in der Hansestadt ausgesprochen.
DOSB entscheidet im Herbst 2026
Neben Hamburg wollen auch Berlin, Nordrhein-Westfalen und München als deutsche Kandidaten für die Austragung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele ins Rennen gehen. München - 1972 bislang einziger deutscher Austragungsort Olympischer Spiele nach dem Zweiten Weltkrieg - hat bereits in einem Referendum mit großer Mehrheit für eine Bewerbung gestimmt, NRW will die Bürgerinnen und Bürger Ende April befragen. Berlin plant kein Referendum und sieht sich Umfragen zufolge mit einer großen Mehrheit gegen das Sportgroßereignis konfrontiert. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will im Herbst 2026 eine Entscheidung fällen.
Hauptgrund für das Hamburger Nein 2015 waren Analysen zufolge die Kosten und fehlende Finanzzusagen des Bundes. Außerdem wurde das Geschäftsgebaren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit seinen "Knebelverträgen" von etlichen Bürgern irgendwo zwischen Drückerkolonne und krimineller Vereinigung einsortiert.
Tschentscher: Das IOC hat sich geändert
Diese Hindernisse sieht Tschentscher nicht mehr. Das IOC habe sich geändert, verlange nicht mehr, dass sich die Ausrichterstädte mit millionenschweren Neubauten an die Spiele anpassen müssen. Nun müssten sich die Spiele an die Städte anpassen. "Und das funktioniert, wie Paris im vergangenen Jahr gezeigt hat", sagte Tschentscher. Dort seien die Spiele "ein starker Impuls für fortschrittliche Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit" gewesen.
Die Kosten in Paris beliefen sich nach Angaben des französischen Rechnungshofes auf rund sechs Milliarden Euro an öffentlichen Geldern. Für die beim Hamburger Referendum 2015 abgelehnten Spiele 2024 waren nach Senatsangaben Kosten in Höhe von 11,2 Milliarden Euro veranschlagt gewesen. 7,4 Milliarden Euro sollten aus öffentlichen Mitteln bestritten werden.
Bund will sich an weiteren Kosten beteiligen
Diesmal sollen die "unmittelbaren Durchführungskosten" der Olympischen Spiele durch Einnahmen komplett gedeckt werden. "Das ist die Zusicherung des DOSB", sagte Tschentscher. Zudem gebe es vom Bund die Zusage, dass er sich an weiteren Kosten wie zum Beispiel für die Sicherheit beteilige. "Anders als vor zehn Jahren haben wir heute ein Olympia-Konzept, das die Sache finanzierbar macht und mit weniger Neu- oder Zusatzinvestitionen verbunden ist."
Hinzu kämen Synergieeffekte, etwa dadurch, "dass wir das Olympische Dorf jetzt nicht extra neu bauen, sondern dass wir dafür die Planung nutzen, die für den Wohnungsbau in der Science City bereits besteht", sagte Tschentscher. Aktuell schlügen nur die Kosten für das Referendum und das Olympia-Konzept zu Buche.
