Hitzewellen, Dürrephasen und Überflutungen: Dutzende Regionen weltweit wurden 2025 von Extremwetter heimgesucht. Ein Bericht zeigt, wie sehr der Klimawandel dazu beitrug.
Viele Extremwetterereignisse des vergangenen Jahres sind einem Bericht zufolge durch den Klimawandel wahrscheinlicher geworden oder besonders stark ausgefallen. Die Erderwärmung bringe schon heute Millionen Menschen an die Grenzen der Anpassungsfähigkeit, betont die wissenschaftliche Initiative World Weather Attribution (WWA) in ihrem Jahresbericht für 2025. "Jedes Jahr werden die Risiken des Klimawandels weniger hypothetisch und mehr zu brutaler Realität", wird Studienleiterin Friederike Otto vom Imperial College London in einer WWA-Mitteilung zitiert.
Im Jahr 2025 zählten die WWA-Wissenschaftler weltweit 157 Extremwetterereignisse: 49 Überschwemmungen, 49 Hitzewellen, 38 Stürme, 11 Flächenbrände, 7 Dürren und 3 Kälteeinbrüche. In die Liste aufgenommen werden Ereignisse nur dann, wenn ein gewisser Schwellenwert überschritten wird: etwa bei mehr als 100 Todesfällen, bei mehr als einer Million Betroffener oder wenn der Notstand oder Katastrophenfall auf nationaler oder regionaler Ebene ausgerufen wird.
Von den 157 Ereignissen nahmen die Wissenschaftler 22 genauer unter die Lupe. 17 davon sind demnach durch den Klimawandel wahrscheinlicher geworden oder stärker ausgefallen. Für lediglich fünf davon - sämtlich extreme Regenfälle - gab es keine eindeutigen Ergebnisse.
Zu den übrigen Ereignissen gehörte etwa eine siebentägige Hitzewelle im Februar im Südsudan mit Temperaturen bis zu 40 Grad. Ohne Klimawandel wäre es der Analyse zufolge höchstens 36 Grad heiß geworden.
2025: Erderwärmung wohl zum dritten Mal in Folge über 1,5 Grad
Zu den verheerenden Flächenbränden im Nordwesten der iberischen Halbinsel im August ergaben Modellberechnungen, dass der Klimawandel Brände eines solchen Ausmaßes 40-mal wahrscheinlicher gemacht hat.
Und über die Flächenbrände in Los Angeles im Januar schreiben die Forscher: "Diese Brände haben etwa 400 Todesopfer gefordert, die versicherten Schäden belaufen sich auf 30 Milliarden US-Dollar – die größten jemals verzeichneten versicherten Waldbrandschäden –, und die unversicherten Schäden sind wahrscheinlich noch viel höher." Der Klimawandel hat die Wahrscheinlichkeit für diese Brände demnach um 35 Prozent erhöht.
Mit Blick auf tropische Wirbelstürme berichten Otto und Kollegen, dass viele von ihnen eine Kategorie stärker waren, als es ohne Klimawandel der Fall gewesen wäre. So brachte der Hurrikan Melissa, der im Oktober unter anderem über Jamaika und Kuba hinwegzog, Windgeschwindigkeiten von bis zu 288 Kilometer pro Stunde mit sich. Ohne Klimawandel wären es demnach 270 Kilometer pro Stunde gewesen.
Bei einer Erderwärmung um 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit - derzeit geht das Team von 1,3 Grad aus - wären unter denselben Bedingungen Spitzengeschwindigkeiten von 295 Kilometer pro Stunde zu erwarten.
Jedes zehntel Grad Celsius zählt
Dem Bericht zufolge wird 2025 voraussichtlich bei der globalen Erwärmung zum dritten Mal in Folge die Marke von 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit überschreiten. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen - dieses Ziel gilt inzwischen jedoch als unrealistisch. Sollten Maßnahmen zum Klimaschutz voll umgesetzt werden, werde sich die Erde voraussichtlich um 2,6 Grad erwärmen, statt um 4 Grad Celsius, schreibt die Gruppe.
Dass jedes zehntel Grad zählt, macht das Forschungsteam an Untersuchungen von Hitzewellen aus den vergangenen Jahren etwa im Amazonasgebiet oder in Burkina Faso und Mali deutlich. Diese Ereignisse wurden demnach seit Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 fast zehnmal wahrscheinlicher - bei einem globalen Temperaturanstieg seitdem um 0,3 Grad Celsius.
"Entscheidungsträger müssen sich der Realität stellen"
Auch wenn 2024 wegen des Effekts des Klimaphänomens El Niño besonders heiß war, so war das zu Ende gehende Jahr 2025 in größeren Regionen in Zentralasien und China sowie in Teilen Skandinaviens das heißeste Jahr seit 1995. Das alle paar Jahre auftretende Phänomen El Niño wird von wärmeren Wassertemperaturen im tropischen Pazifik ausgelöst, was durch veränderte Luft- und Meeresströmungen die Wetterbedingungen weltweit beeinflusst.
Der Bericht zeige, dass die Bemühungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen nicht ausreichten, um den globalen Temperaturanstieg und die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern, erläuterte Otto.
"Entscheidungsträger müssen sich der Realität stellen, dass die anhaltende Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen Menschenleben kostet, wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe verursacht und weltweit unumkehrbare Schäden für ganze Gemeinschaften mit sich bringt", betonte sie.
Die gebürtige Deutsche Friederike Otto gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der Zuordnungsforschung - auch Attributionsforschung genannt. Diese untersucht, welchen Anteil der Klimawandel an extremen Wetterereignissen hat. Dabei analysieren die Wissenschaftler, wie wahrscheinlich und wie heftig die Ereignisse ohne die menschlich verursachte Erwärmung seit Beginn der Industriellen Revolution gewesen wären.
