Grüner Strom: Windbranche im Norden sieht Ausbau weiter auf Kurs

Published 2 hours ago
Source: stern.de
Grüner Strom: Windbranche im Norden sieht Ausbau weiter auf Kurs

Schleswig-Holstein meldet beim Windkraft-Ausbau stabile Zahlen. Warum lokale Projekte für Akzeptanz sorgen können und was es aus Sicht der Branche für die weitere Entwicklung braucht.

Die Windbranche im Norden hofft auf einen weiteren Ausbau auf hohem Niveau. "Die Stimmung ist in Schleswig-Holstein, bezogen auf den heutigen Windausbau positiv, weil wir gute Genehmigungsjahre hatten", sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien, Marcus Hrach. Die Arbeit der Landesbehörden bei Ausweisung neuer Flächen und der Genehmigung von Windenergieanlagen habe dafür gesorgt, dass die Branche auf Kurs sei. "Jetzt kommt es darauf an, dass wir dieses Niveau halten für die nächsten Jahre."

Die vorläufigen Ausbau- und Genehmigungszahlen zeigten, dass mittlerweile Windräder mit einer Gesamtleistung von 9,5 Gigawatt in Schleswig-Holstein ans Netz gegangen seien. Dabei wurden den Angaben nach 2025 insgesamt 126 Windkraftanlagen mit einer Leistung von knapp 700 Megawatt zugebaut.

Hrach: Energiewende muss ein dezentrales Projekt bleiben

Einer der Erfolgsfaktoren für die hohen Ausbauzahlen und die Akzeptanz in der Gesellschaft ist laut Hrach auf lokal verwurzelte Projekte zurückzuführen. Die seien regional und von Menschen geplant und betrieben, die aus der Region kommen. "Dafür braucht es einen Rahmen, der es ermöglicht, dass diese kleineren Marktteilnehmer weiterhin eine Chance haben", betonte er. 

Daher appellierte der Geschäftsführer an Bund und Land, dass bei Reformen darauf geachtet wird, dass die Energiewende ein dezentrales Projekt von vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen bleibe. "Natürlich braucht es auch die großen Akteure, die Teil dieses Marktes sind", sagte Hrach. "Aber es ist wichtig, dass keine Entwicklung eintritt, bei der am Ende immer weniger Betreiber am Markt teilnehmen." 

Denn dann bestehe die Gefahr, dass die lokale Verwurzelung verloren gehe. "Wenn die Menschen vor Ort nicht mehr das Gefühl haben, dass die Projekte einen Mehrwert haben oder vor Ort verwurzelt sind, weil sie betrieben oder geplant werden von Menschen aus der Region, dann kann es einen Einfluss auf die Akzeptanz haben", betonte Hrach.

Weiterer Ausbau muss wirtschaftlich sein

Die Energiewende bestehe allerdings nicht nur aus dem Aufstellen von Windrädern. "Der Ausbau an sich ist aktuell nicht mehr die größte Herausforderung. Jetzt müssen wir es systemisch hinbekommen, mit dem grünen Strom neue regionale Wertschöpfungsketten in Gang zu setzen", sagte der LEE-Geschäftsführer. Es wird mehr Strom benötigt, um die Wärmewende, die Elektromobilität und die künftige Industrie zu unterstützen. 

Gewerbe- und Industriegebiete im Land erhalten laut Hrach so viele Anfragen wegen des "grünen Stroms", dass sie kaum hinterherkommen. "Jetzt muss aber sichergestellt werden, dass die Netzinfrastruktur Anschlüsse für Erzeuger und für Verbraucher bieten kann." 

Außerdem seien zusätzliche Batteriespeicher nötig. Werde mehr Strom produziert als verbraucht werden könne, sinke der Preis. "Und wenn der ins Negative geht, bekommt man als Erzeuger des grünen Stroms keine Vergütung mehr", sagte Hrach. "Speicher tragen dazu bei, diese extremen Preisschwankungen für Verbraucher und Erzeuger zu glätten." Er fordert daher ein System, das Schwankungen in der Stromerzeugung ausgleicht, damit überschüssiger Strom effektiv genutzt wird.

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