Intersport setzt 2026 auf einen Effekt durch die Fußball-WM und neue Trends im Sportartikelmarkt. Warum gerade Laufschuhe und Outdoor-Produkte dabei eine wichtige Rolle spielen.
Die maue Wirtschaftslage bremst die Konsumlaune: Viele Menschen halten ihr Geld zusammen, statt ausgiebig zu shoppen. Das spürt auch Deutschlands größte Sporthändlergruppe Intersport. Auf diese Themen und Trends setzen die Heilbronner im kommenden Jahr:
Fußball-Weltmeisterschaft und Teamsport
Die Fußball-Weltmeisterschaft der Herren findet vom 11. Juni bis 19. Juli in den USA, Kanada und Mexiko statt. Ein Großereignis, auf das auch Intersport baut. "2025 hat uns etwas gefehlt, dass es keine ganz großen Sportveranstaltungen gab wie im Vorjahr die Fußball-EM und Olympia", sagte der Vorstandschef von Intersport Deutschland, Alexander von Preen. Die Spiele der DFB-Elf seien so angesetzt, dass sie in den Abendstunden hierzulande zu sehen seien. "Das sind Rahmenbedingungen für die WM, die wirklich gut sind."
Alle Sportereignisse seien gut und brächten die Menschen dazu, mehr Sport zu machen. "Aber Fußball bringt es halt, das stimuliert die gesamte Gesellschaft im Positiven", sagte von Preen. Er ging davon aus, dass sich durch die WM das Thema Teamsport wieder besser entwickelt. Denn "dann werden wir noch mehr Menschen, mehr junge Menschen in den Vereinen sehen". Der Umsatzanteil dieses Bereichs bei Intersport war zuletzt etwas zurückgegangen.
Ein großes Augenmerk liegt außerdem auf dem Verkauf von Trikots: Bei der Heim-EM 2024 hatten die Intersport-Händler eine halbe Million Jerseys verkauft. Insbesondere das pinkfarbene Auswärtstrikot der DFB-Elf hatte bei den Kunden einen Nerv getroffen. Es war zwischenzeitlich ausverkauft.
Auf diesen Effekt setzt Intersport auch wieder kommendes Jahr. Das Heimtrikot der Nationalmannschaft ist bereits in den Läden erhältlich. "Die Rückmeldung unserer Händler, als es darum ging, diese zu ordern, war sehr, sehr positiv und der Verkaufsstart des letzten Adidas-Heimtrikots hat unsere Erwartungen schon deutlich übertroffen", sagte Intersport-Vorständin Henriette Tesch, die unter anderem für den Einkauf zuständig ist. Entsprechendes erwarte man auch vom Auswärtstrikot, das Adidas im März vorstellen will.
Outdoor
Der größte Umsatzbringer von Intersport ist die Kategorie Outdoor. Darunter fallen Kleidung, Schuhe und Ausrüstung für Aktivitäten wie Wandern, Trekking und Camping. "Outdoor ist unsere wichtigste Kategorie - und wächst wieder auf sehr hohem Nach-Pandemie-Niveau", sagte Tesch. Neben multifunktional einsetzbarer Kleidung seien Produkte, die vor UV-Strahlen und Insekten Schutz böten, eine Innovation in der Outdoorbekleidung.
"Dabei geht es um das Thema Gesundheit. Vielen Menschen geht es nicht mehr darum, die maximale Bräune zu erreichen, sondern ihren Körper zu schützen", sagte Tesch. Und das hätten einige Marken für sich erkannt und Kollektionen herausgebracht. Weiter aktuell bleibe, dass sich zum Beispiel Multifunktionsjacken immer häufiger im Straßenbild wiederfänden.
Laufen, Training und Sportkleidung im Alltag
Der Laufsport erlebt nach Intersport-Angaben aktuell einen Boom - vor allem durch Lauf-Communitys. "Die Menschen gehen zusammen laufen - und da geht es nicht um Hochleistung", sagte Tesch. Es gehe vielmehr darum, die Läufe als soziales Event zu veranstalten und sich gemeinsam in einer Gruppe mit Gleichgesinnten zu bewegen. "Davon profitieren wir".
Pro Jahr gebe es deutschlandweit mehr als 3.000 solcher Laufveranstaltungen. Das schlage sich auch in den Intersport-Umsätzen nieder - nicht nur durch Laufschuhe und Kleidung, sondern unter anderem auch durch Ausrüstung wie Trinksysteme. "Momentan sehen wir ein zweistelliges Wachstum". Positiv seien auch Trends wie Hyrox - ein Indoor-Wettkampf, bei dem die Teilnehmer achtmal 1.000 Meter rennen und dazwischen Workout-Stationen bewältigen.
Hinzu kommt: Intersport registriert bereits länger eine Verschmelzung in den Bereichen Sport und Mode. Vom Sport inspirierte Kleidung wie Sneaker und Leggings sind aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Nun gebe es einen weiteren Trend: Intersport zufolge löst der klassische Laufschuh allmählich den Sneaker im Straßenbild ab. "Schauen Sie mal bewusst auf die Füße. Im Business ist noch der weiße Sneaker völlig etabliert, aber verstärkt sieht man Running-Schuhe", sagte von Preen. Durch die starke Dämpfung und die hohe Sohle bringe er auch Nichtsportler gut durch den Tag.
"Das wird uns stark unterstützen, gerade im Sportschuhgeschäft", sagte der Intersport-Chef. Das sei ein Riesentrend. "Ich würde sagen, im Vergleich mit dem Sneaker-Boom werden wir jetzt diesen Running-Schuh-Boom erleben."
Intersport auf Expansionskurs
Intersport ist nach eigenen Angaben Deutschlands größte Sporthändlergruppe. Ihr gehörten zuletzt bundesweit rund 700 Händlerinnen und Händler mit mehr als 1.400 Geschäften an. Mehr als 400 davon firmieren auch unter dem Namen Intersport. Bis 2030 will der Verbund seinen Umsatz auf etwa sechs Milliarden Euro steigern - und damit auf einen erwarteten Marktanteil von gut 30 Prozent.
2023/24 ist der Umsatz der Händler unter anderem wegen der getrübten Konsumstimmung leicht auf 3,46 Milliarden Euro gesunken. Man habe aber Marktanteile gewonnen, hieß es. Für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr rechnete von Preen zuletzt mit etwas besseren Geschäften. Angaben zum Gewinn machte der Händlerverbund generell nicht.
