Am 28. Dezember wird der FC Hansa Rostock 60 Jahre alt. Der Vorstandsvorsitzende und ehemalige Spieler Ronald Maul spricht über Bedeutung, Vergangenheit und Ziele des Vereins.
Letzter Meister der DDR-Oberliga. Zwölf Jahre in der Fußball-Bundesliga. Heimat so bedeutender Spieler wie Joachim Streich, Thomas Doll oder Gerd Kische: Der FC Hansa Rostock hat eine bewegte Geschichte hinter sich. An diesem Sonntag wird der Club 60 Jahre alt.
Der Vorstandsvorsitzende Ronald Maul (52) war zu Bundesliga-Zeiten bereits fünf Jahre Spieler in Rostock. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur spricht Maul über...
… die Bedeutung des FC Hansa Rostock:
"Hansa Rostock ist schon sehr, sehr speziell. Von der Emotionalität und von der Begeisterungsfähigkeit her ist das nur noch vergleichbar mit dem Ruhrgebiet, mit Vereinen wie Schalke oder Dortmund. Wir haben hier das große Glück, dass wir ein komplettes Bundesland hinter uns haben. Das ist ein großes Einzugsgebiet und die nächste Konkurrenz ist schon ein bisschen weiter entfernt."
… die Unterschiede zu seiner Spielerzeit in Rostock:
"Die Stimmung war damals auch schon toll. Aber es gibt einfach über die Jahre eine Entwicklung in vielen Fußballvereinen, die sich auch in Rostock zeigt: Zu meiner aktiven Zeit war das Stadion nur zwei oder drei Mal im Jahr wirklich ausverkauft – wenn Bayern München oder Borussia Dortmund kamen. Inzwischen haben wir hier auch gegen Hoffenheim II rund 25.000 Zuschauer. Und die Mitgliederzahlen sind genauso gestiegen: Wir haben jetzt rund 30.000. Das ist unglaublich. Der Verein ist also noch mal deutlich größer geworden im Vergleich zu meiner aktiven Zeit."
… über seine größten Momente im Hansa-Trikot:
"Als Spieler hatte ich hier von 2001 bis 2006 fünf Jahre, in denen ich mich extrem wohlgefühlt habe und von der Art und Weise, wie ich Fußball gespielt habe, hier glaube ich auch ganz gut ankam. Aber: Wir waren in meinen vier Bundesliga-Jahren hier natürlich kein Verein, der vorn mitgespielt hat. Jedes Jahr die Klasse zu halten, war schon extrem.
Von daher erinnere ich mich vor allem an Auswärtsfahrten, bei denen wir beim HSV oder in Berlin vor über 10.000 Rostockern gespielt haben. Wir haben überall eine enorme Unterstützung gehabt. Das war damals noch eine Phase, in der wir viel stärker als der Vertreter des Ostens wahrgenommen wurden. Das hat sich durch die Entwicklung anderer Vereine ein bisschen geändert. Aber damals hatten wir und ein bisschen auch Energie Cottbus dieses Alleinstellungsmerkmal. Und du hattest das Gefühl, dass sich der ganze Osten mit dir identifiziert."
… die Gründe, warum ausgerechnet Hansa Rostock nach der Wende so erfolgreich war:
"Man kann es nicht anders sagen: Aus der Sicht eines DDR-Bürgers, der mit der DDR-Oberliga groß geworden ist, war das eigentlich unvorstellbar. Wirklich krass. Man hätte immer ganz andere Vereine in dieser Rolle erwartet. Aber Hansa Rostock hat sehr gut das Momentum genutzt. Nach dem Mauerfall wusste in den Vereinen keiner wirklich, wie es weitergeht und wie man sich für den Profifußball aufstellen muss. Das habe ich so auch in Jena erlebt. In Rostock aber hat das mit den handelnden Personen meist außerordentlich gut geklappt. Das gilt auch für die Zeit nach dem Wiederaufstieg 1995, als man hier innerhalb kurzer Zeit ein tolles Stadion hingesetzt hat. Das hat für uns heute noch einen Riesenmehrwert."
… über die sportlichen Ziele des FC Hansa Rostock:
"Es gibt kein Muss in diesem Fußballgeschäft. Aber klar ist: Wir sind aktuell gut unterwegs in der 3. Liga, wir sind letzte Saison Fünfter geworden und wir wollen natürlich immer besser werden. Na klar wollen wir dann am Ende der Saison auch den Aufstieg feiern. Als Verein haben wir schon perspektivisch das Ziel, dass wir in die zweite Liga zurückwollen, um uns da zu etablieren. Das ganze Umfeld und der ganze Verein: All das schreit danach und hätte das mit Sicherheit auch verdient. Aber du musst halt immer den ersten Schritt vor dem zweiten gehen."
… über den Vorwurf, dass die Fans beim FC Hansa über den Aufsichtsrat einen zu großen Einfluss auf den Club haben:
"Das stimmt nicht. Wir haben eine außerordentlich gute Zusammenarbeit mit den Gremien. Und dann ist die Zusammensetzung des Aufsichtsrats immer ein demokratischer Prozess: Denn den wählen die Mitglieder. In das Tagesgeschäft mischt sich der Aufsichtsrat nicht ein, das ist klar geregelt. Es ist eher so: Wir sind in einem ständigen Austausch mit unseren Fans und haben da vertrauensvolle Gesprächsrunden aufgebaut. Ich habe da ein gutes Gefühl."
