Moskau geht scharf gegen kritische Journalisten vor. Einem Kremlkritiker, der über Kriegsverbrechen der russischen Armee berichtet hatte, wurde die Staatsbürgerschaft entzogen.
Russland hat dem Journalisten Roman Anin wegen angeblicher Diskreditierung der Streitkräfte die Staatsbürgerschaft entzogen. Die Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde hätten sich wegen der von Anin begangenen Verbrechen zu diesem Schritt entschieden, teilte das Innenministerium der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit.
Anin ist Chefredakteur des Internetportals "Waschnyje Istorii" ("Wichtige Geschichten"). Aufsehen erregten unter anderem Recherchen des Mediums über die mutmaßliche Tochter von Kremlchef Wladimir Putin und die Mitarbeit an dem internationalen Projekt zur Enthüllung von Steueroasen, bekannt als "Pandora Papers".
Berichterstattung muss in Russlands Narrativ passen
Die russischen Behörden haben "Waschnyje Istorii" bereits 2021 als Auslandsagenten eingestuft. Kurz nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine 2022 setzten sie das Portal auf die Schwarze Liste unerwünschter Organisationen und verboten es damit praktisch. "Waschnyje Istorii" arbeitet inzwischen von Lettland aus.
Anin selbst wurde 1986 in der damaligen Sowjetrepublik Moldau geboren und bekam erst 2006 die russische Staatsbürgerschaft. Im März 2025 verurteilte ein Moskauer Gericht ihn und eine weitere Journalistin des Mediums in Abwesenheit zu jeweils 8,5 Jahren Freiheitsstrafe wegen der "wissentlichen Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte". Als ein solches Vergehen werden in Russland alle Berichte über das Vorgehen der eigenen Armee im von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Krieg gegen die Ukraine verstanden, die nicht in Moskaus Narrativ passen.
