Missbrauchs-Skandal: Das bislang wohl brisanteste Dokument aus den Epstein-Files

Published 2 hours ago
Source: stern.de
Missbrauchs-Skandal: Das bislang wohl brisanteste Dokument aus den Epstein-Files

Der verstorbene Sexualstraftäter Jeffrey Epstein schrieb einen Brief an den US-Arzt und Sexualstraftäter Larry Nassar. Darin nimmt Epstein offenbar Bezug auf Donald Trump.

Das US-Justizministerium hat am Dienstag erneut Tausende Ermittlungsakten zum Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein auf seiner Webseite veröffentlicht. In den neuen Dokumenten, die am Dienstagvormittag (Ortszeit) einsehbar waren, sind unter anderem E-Mails, Informationen rund um Gerichtsverfahrensabläufe und zu Flügen mit Epsteins Privatjet enthalten.

Zu den neu veröffentlichten Dokumenten gehört auch ein handschriftlicher Brief, der Epstein zugeschrieben wird und mit "J. Epstein" signiert ist. Der Brief ist an Larry Nassar gerichtet, den früheren Sportarzt der US-Nationalmannschaft der Turnerinnen, der wegen sexuellen Missbrauchs von mehr als 250 Athletinnen im Gefängnis sitzt.

Jeffrey Epstein an Larry Nassar: "Das Leben ist unfair"

Epstein beschwert sich demnach kurz vor seinem Suizid im August 2019 bei Nassar darüber, dass sie beide wegen Sexualvergehen inhaftiert seien, während "der Präsident unsere Vorliebe für junge, attraktive Mädchen teilt". In dem Brief heißt es über den "Präsidenten" weiter: "Wenn eine junge Schönheit vorbeiging, liebte er es, sie zu 'begrapschen'".

"Unser Präsident teilt auch unsere Vorliebe für junge, attraktive Mädchen", steht in dem Brief, den Jeffrey Epstein offenbar an den Sexualstraftäter Larry Nassar schrieb
"Unser Präsident teilt auch unsere Vorliebe für junge, attraktive Mädchen", steht in dem Brief, den Jeffrey Epstein offenbar an den Sexualstraftäter Larry Nassar schrieb
© United States Department of Justice

"Lieber L.N., wie du inzwischen weißt, habe ich den 'kurzen Weg' nach Hause genommen. Viel Glück!", heißt es in dem Brief. "Wir hatten eines gemeinsam … unsere Liebe und Fürsorge für junge Frauen und die Hoffnung, dass sie ihr volles Potenzial entfalten würden. Auch unser Präsident teilt unsere Liebe zu jungen, attraktiven Mädchen." Weiter steht darin: "Das Leben ist unfair." 

Ob Epstein der Verfasser des Schreibens ist, bleibt ungewiss. Auch Donald Trump wird darin nicht ausdrücklich erwähnt. Im August 2019 war der Republikaner jedoch Präsident. Bereits 2023 berichtete die Nachrichtenagentur AP über die Existenz des Briefes, nachdem er inmitten von mehr als 4000 Seiten Dokumenten entdeckt worden war, die sich im Besitz des Bureau of Prisons befanden.

Das Justizministerium veröffentlichte zudem den Umschlag des Briefes. Er trägt den Poststempel vom 13. August 2019 und ist an den früheren Olympia-Arzt adressiert. Laut dem US-Sender CNN wurde der Umschlag vom Metropolitan Correctional Center in New York City an Nassar geschickt, der in einem Bundesgefängnis in Arizona einsaß. Der Brief wurde demnach drei Tage nach Epsteins Tod abgestempelt. Der Umschlag trug den Vermerk "Zurück an den Absender", da der Adressat "nicht mehr unter dieser Adresse" anzutreffen war. EinFBI-DokumentausdenEpstein-Aktenzeigt, dassman eine Überprüfung vonEpsteinsHandschriftbeantragte, umihreEchtheitzubestätigen.

Der Briefumschlag, der an Jeffrey Epstein zurückgeschickt wurde
Der Briefumschlag, der an Jeffrey Epstein zurückgeschickt wurde
© United States Department of Justice

Das Gefängnispersonal dürfe ausgehende Post lesen und kontrollieren, was zu Verzögerungen führen könne, so der Sender weiter. Warum die Beamten den Brief dennoch zum Versand freigaben und warum er sich verzögerte, sei unklar.

Trump kannte Epstein gut, aber keine Hinweise auf Straftaten

In zahlreichen Dokumenten taucht auch der Name des US-Präsidenten Donald Trump auf. Allein eine Namensnennung heißt jedoch per se nichts. Trump kannte Epstein gut, wie frühere Fotos der beiden zeigen. Allerdings gibt es derzeit keine Hinweise auf eine Verwicklung des Republikaners in den Skandal. Behörden haben Trump weder eines Vergehens beschuldigt noch ihn wegen irgendwelcher Straftaten im Zusammenhang mit Epstein angeklagt.

CNN hatte zuvor berichtet, Epstein habe während seiner Haft einen Brief an Nassar geschrieben – der Inhalt sei jedoch nicht bekannt gegeben worden. Gefängnisbeamte hätten den Brief gefunden, als sie Wochen nach Epsteins Tod seinen Suizid untersuchten. Es ist nicht bekannt, ob Nassar und Epstein eine Beziehung hatten.

Nassar, langjähriger Arzt der US-Turnmannschaft und der Michigan State University, sitzt wegen Kinderpornografie eine 60-jährige Haftstrafe in einem Bundesgefängnis ab. Vor Gericht sagten mehr als 150 Frauen und Mädchen aus, er habe sie sexuell missbraucht. 2018 verurteilte ihn ein Gericht in Michigan zusätzlich zu 40 bis 175 Jahren Haft, nachdem er in sieben Fällen sexuellen Missbrauchs gestanden hatte.

US-Justizministerium: "Behauptungen sind unbegründet und falsch"

Das US-Justizministerium zog die Stichhaltigkeit der neuen Akten umgehend in Zweifel: "Einige dieser Dokumente enthalten unwahre und sensationsheischende Behauptungen gegen Präsident Trump, die kurz vor der Wahl 2020 beim FBI eingereicht wurden", schrieb das Ministerium im Onlinedienst X. "Um es klar zu sagen: Die Behauptungen sind unbegründet und falsch, und wenn sie auch nur einen Funken Glaubwürdigkeit hätten, wären sie sicherlich bereits gegen Präsident Trump als Waffe eingesetzt worden." Das Ministerium teilte nicht mit, welche Dokumente es genau beanstandet.

Trump hatte seine Verwicklung in die Epstein-Affäre am Montag erneut heruntergespielt. "Alle waren mit diesem Mann befreundet", sagte er zu Reportern. Nach Trumps eigener Darstellung hatte er sich mit seinem früheren Nachbarn Epstein überworfen, als dieser Mädchen und junge Frauen aus seinem Club Mar-a-Lago in Florida abwarb.

Der bis in höchste Kreise vernetzte Finanzberater und Millionär Epstein war 2019 tot in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden worden, nach offiziellen Angaben beging der verurteilte Sexualstraftäter Suizid. Ihm wurde vor seinem Tod vorgeworfen, mehr als tausend Mädchen und Frauen missbraucht und teils an Prominente weitergereicht zu haben.

Bisher von der Trump-Regierung veröffentlichte Fotos aus den Epstein-Akten hatten vor allem den früheren Präsidenten Bill Clinton von der Demokratischen Partei gezeigt. Auch andere als "links" geltende Prominente waren darauf zu sehen, wie etwa Regisseur Woody Allen, Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger oder Microsoft-Gründer Bill Gates. Auch Fotos von Pop-Star Michael Jackson befinden sich unter den Dateien. Ein strafbares Verhalten ist in keinem der Fälle zu erkennen.

Quellen: US-Justizministerium,Nachrichtenagenturen AFP, AP und DPA, CNN, "The Guardian", "Forbes"

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