In Gießen hatte Autofahrer sechs Menschen verletzt. Jetzt sagen die Ermittler: Für eine Terrorattacke gibt es keinen Beleg. Sie vermuten einen anderen Grund.
Nach dem Vorfall in hessischen Gießen, bei dem ein Autofahrer sechs Menschen verletzt hat, soll der Tatverdächtige in der Psychiatrie untergebracht werden. Wie die Staatsanwaltschaft und das hessische Landeskriminalamt am Dienstag mitteilten, gibt es Anhaltspunkte, wonach der 32-Jährige im Zustand einer akuten Psychose mit Absicht die Tat verursachte. Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) sagte, er sei tief betroffen und wünsche den Verletzten Genesung.
"Zur genauen Tatmotivation können derzeit noch keine belastbaren Angaben gemacht werden, da der Beschuldigte kurz nach seiner Festnahme lediglich zusammenhangslose Aussagen tätigte", berichteten die Ermittler. Hinweise auf eine terroristische oder politisch motivierte Tat gebe es nicht. Es sei ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben worden, da es Anhaltspunkte für eine geistige Erkrankung gebe.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem aus Aserbaidschan stammenden, zuletzt in Gießen wohnenden Mann versuchten Mord, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr sowie gefährliche Körperverletzung vor. Der Tatverdächtige sollte einem Haftrichter vorgeführt werden mit dem Ziel, ihn in der Psychiatrie unterzubringen.
Hessens Innenminister Poseck sagte, "die Ermittlungen stehen noch ziemlich am Anfang". Sie müssten nun insbesondere zur Motivlage fortgeführt werden. Es sei aber nicht unbedingt davon auszugehen, dass der Mann gezielt auf Menschen zugesteuert sei. So sei die am schwersten verletzte Frau nicht direkt von dem Mann angefahren worden, sondern durch ein Auto getroffen worden, in das der Verdächtige gefahren sei.
Fahrer in Gießen "unbeirrt" weitergefahren
Am Montagnachmittag war ein 32 Jahre alter Autofahrer nach Angaben der Ermittler auf die Gegenspur gewechselt und dann mit erhöhter Geschwindigkeit in ein parkendes Auto gefahren. Dieses schleuderte in Richtung einer Bushaltestelle und erfasste eine dort wartende 64-Jährige, die schwer verletzt wurde.
Anschließend habe der Autofahrer seine Fahrt "unbeirrt" und teils auf dem Gehweg fortgesetzt, zwei Menschen seien dabei leicht verletzt worden. Als er mit einem weiteren geparkten Fahrzeug kollidierte, habe ihn ein 29 Jahre alter Mann festgehalten, bis die Polizei eintraf. Der Fahrer ist ein zuletzt in Gießen wohnender Mann aus Aserbaidschan.
Fotos und Videos gesucht
Das Hessische Landeskriminalamt hat die Federführung bei den Ermittlungen übernommen und bittet weiterhin Zeugen, Fotos oder Videos zum Geschehen zur Verfügung zu stellen. Die Tatortgruppe des LKA hatte Spuren gesichert. Zudem wurden Zeugen befragt.
Der noch bis zum 30. Dezember dauernde Weihnachtsmarkt, der sich nicht weit von dem Ort des Zwischenfalls entfernt befindet, blieb nach dem Vorfall geöffnet.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert und um weitere Informationen ergänzt.
