Internationale Pressestimmen: "Der Fall Epstein kann für Trump noch immer höchst gefährlich werden"

Published 2 hours ago
Source: stern.de
Internationale Pressestimmen: "Der Fall Epstein kann für Trump noch immer höchst gefährlich werden"

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung der Epstein-Akten. So sieht die internationale Presse den Fall.

Tausende Dokumente, dutzende Fotos und viele schwarze Balken: Auf die Veröffentlichung der Epstein-Akten war lange gewartet worden. Am Freitag lud das US-Justizministerium eine erste Charge hoch. Doch auf die großen Erwartungen folgte schnell Ernüchterung. Ein großer Teil der Akten sind geschwärzt. Offiziell, um den Schutz der Opfer zu wahren. Auch US-Präsident Donald Trump kommt – anders als erwartet – kaum in den Unterlagen vor. Stattdessen ist Ex-Präsident Bill Clinton auf vielen Fotos zu sehen, gemeinsam mit weiteren Promis wie Michael Jackson und Kevin Spacey. 

Schnell wurden Forderungen laut, alle Akten unzensiert zu veröffentlichen. Denn neue Erkenntnisse sind bislang gering. 

So kommentiert die internationale Presse die Veröffentlichung der Epstein-Akten

Correio da Manhã, Portugal: "Die brisanten Enthüllungen der Ermittlungen über den Milliardär und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein überraschen vor allem durch das, was nicht in den Akten steht. Und hier hat der Elefant im Raum einen Namen: Auf mysteriöse Weise sind nahezu alle Fotos und Dokumente verschwunden, die Bezug auf (US-Präsident) Donald Trump nahmen – als wären sie durch Zauberhand gelöscht worden. Einige davon sogar erst, nachdem sie bereits auf der Website des Justizministeriums veröffentlicht worden waren. Stattdessen tauchen Dutzende und Aberdutzende Fotos und Verweise auf den früheren Präsidenten Bill Clinton auf – ein Versuch, die Aufmerksamkeit vom heutigen Amtsinhaber im Weißen Haus abzulenken, der über Jahre hinweg enge Kontakte zu dem später beschuldigten Milliardär und Sexualstraftäter pflegte."

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz: "Die Unterlagen enthalten kaum bahnbrechende neue Erkenntnisse. Immer lauter wird dagegen die Kritik von Epsteins Opfern und Trump-Gegnern unterschiedlicher Couleur: Die Regierung habe bewusst Dokumente zurückgehalten oder zensiert. (…) Der zögerliche Umgang der Trump-Regierung mit dem Fall Epstein hat auch für ein schweres Zerwürfnis in der Maga-Bewegung gesorgt. Viele Anhänger sind überzeugt, dass die Publikation aller Epstein-Akten ein einflussreiches und korruptes Elitenetzwerk ans Licht bringen würde. Sie warfen Trump und Justizministeri Pam Bondi vor, wortbrüchig geworden zu sein, weil sie die Publikation dieser Unterlagen erst versprochen, dann aber hinausgezögert hatten.Die jetzige Teilveröffentlichung der Akten hat sie nicht beruhigt."

CNN, USA: "Die Regierung hat nicht viel unternommen, um darauf hinzuweisen, dass sie die Frist [zur Veröffentlichung, Anm. d. Red.] nicht einhalten würde – zumindest bis zum Auftritt von stellvertretendem Generalstaatsanwalt Todd Blanche bei Fox News am Freitagmorgen. Und aus politischer Sicht dürften diese Dinge der Regierung kaum helfen. Schließlich hat sie durch ihren Umgang mit den Akten bereits viel Vertrauen verloren. Und laut einer Umfrage von Reuters-Ipsos Anfang dieses Monats waren 7 von 10 Amerikanern der Meinung, dass die Regierung Informationen über Epstein zurückgehalten habe."

Los Angeles Times, USA: "Die Demokraten haben sich die Fotos, die sie veröffentlichen wollten, sorgfältig ausgesucht, auch wenn viele der abgebildeten Männer mit den Progressiven sympathisierten. Dazu gehört auch der Präsident [Clinton, Anm. d. Red.], der Demokrat war, als er und Epstein in den 2000er Jahren gemeinsam in New York kandidierten. Trump hat sich erst 2009 als Republikaner registrieren lassen. Ob die Auswahl der Fotos und der Zeitpunkt darauf abzielten, politische Freunde zu schützen oder vermeintliche Feinde zu bekämpfen, ist unklar. Klar ist jedoch, dass man kein Genie sein muss, um zu erkennen, dass nichts davon eine Falschmeldung ist. Die Opfer sind real. Die Flugprotokolle sind real. Die Millionen, die auf Epsteins Bankkonto geflossen sind, haben Überweisungsbestätigungsnummern, die zurückverfolgt werden können. Was die Demokraten mit diesen Informationen machen, ist Politik wie immer. Und man möchte nicht, dass die Politik diktiert, wer Gerechtigkeit erfährt und wer diffamiert wird."

Wall Street Journal, USA: "Das Weiße Haus hat gehofft, die Epstein-Affäre diese Woche hinter sich lassen zu können. Aufgrund des Zeitpunkts der Veröffentlichung ist es wahrscheinlich, dass Trumps Beziehung zu Epstein – die laut Trump endete, als er lange vor Epsteins erster Verhaftung im Jahr 2006 die Verbindung zu ihm abbrach – weiterhin für Schlagzeilen sorgen wird. Das Thema droht sich zu einer langwierigen Angelegenheit zu entwickeln, die das Weiße Haus daran hindert, endgültig einen Schlussstrich zu ziehen."

Kölner Stadt-Anzeiger, Deutschland: "Die Veröffentlichung der Ermittlungsakten bricht klar mit dem Gesetz. Alle nicht als geheim eingestuften Epstein-Dokumente sollen "vollständig" und "durchsuchbar" veröffentlicht werden, heißt es in dem vom Kongress verabschiedeten und später von Trump unterschriebenen "Epstein Files Transparency Act". Am Freitag aber ging nur ein Teil aller Akten online, die Suche ist lachhaft kompliziert und statt weniger Ausnahmen sind Tausende Seiten komplett geschwärzt. Im Laufe des Wochenendes verschwanden mehr als ein Dutzend Dokumente, in denen Trump doch noch vorkam. Dadurch wird die Tatsache nichtig, dass Trump in den bisherigen Dokumenten kaum vorkommt. Es lässt sich schlicht nicht überprüfen, wie oft sein Name geschwärzt wurde oder ob er in späteren Tranchen erscheint."

Handelsblatt, Deutschland: "Der Fall Epstein kann für Donald Trump noch immer höchst gefährlich werden. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Präsident und seine willige Vollstreckerin Pam Bondi allzu durchsichtig und vor allem unbeholfen agieren. Die Justizministerin ließ zunächst nur einen Teil der Dokumente veröffentlichen, angeblich um Persönlichkeitsrechte der Opfer Epsteins zu schützen. In den nun zugänglichen Akten tauchen auffällig oft Verdächtige aus dem gegnerischen politischen Lager auf, etwa Ex-Präsident Bill Clinton. Über Trump selbst findet sich allenfalls in den Fußnoten etwas. So weit, so erwartbar. Dreist allerdings ist, dass Bondi Teile der Trump-Passagen, insbesondere ein Foto, auf dem Trump mit dem verurteilten Sexualstraftäter zu sehen ist, nach der Veröffentlichung wieder löschen ließ. All das wirkt skandalträchtig und passt in das Bild einer Regierung, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt."

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