Neue ARD-Dramaserie: Ein tödlicher Ölrausch: Diese ARD-Serie hat einen realen Hintergrund

Published 1 hour ago
Source: stern.de
Neue ARD-Dramaserie: Ein tödlicher Ölrausch: Diese ARD-Serie hat einen realen Hintergrund

Von einem wundersamen Ölboom in der Lüneburger Heide erzählt die hochkarätig besetzte ARD-Dramaserie "Schwarzes Gold". Die packende Geschichte hat einen realen historischen Hintergrund.

Die erste erfolgreiche Erdölbohrung fand keineswegs in den Weiten Amerikas statt, sondern im beschaulichen Wietze, einem kleinen Dorf mitten in der Lüneburger Heide. Bereits 1858 ragten dort zahlreiche Bohrtürme in den Himmel der Südheide und versprachen einen Rohstoff, der das Leben vieler Menschen grundlegend verändern sollte. Doch was bedeutet ein solcher Boom für eine Gemeinde und ihre Bewohner? Welche Spannungen entstehen, wenn bäuerliche Tradition auf industrielle Ambition trifft? Was macht das große Wohlstandsversprechen mit den Menschen? Genau diese Fragen verhandelt die sechsteilige Event-Serie "Schwarzes Gold", die fiktional die Schicksale zweier Familien während des historischen Ölrauschs porträtiert und miteinander verwebt. Die düster inszenierte Produktion greift dabei nicht nur Themen wie Umweltzerstörung, Gier und Machtmissbrauch auf, sondern erzählt auch von Liebe, Loyalität und einer Frau, die unbeirrt für Gleichberechtigung, Stärke und Zusammenhalt kämpft.

Die eindrucksvolle Besetzung, darunter Harriet Herbig-Matten ("Maxton Hall"), Aaron Hilmer ("Im Westen nichts Neues"), Tom Wlaschiha ("Game of Thrones", "Stranger Things") sowie Gwendoline Christie ("Game of Thrones", "Wednesday"), und der Soundtrack von Oscarpreisträger Hans Zimmer: Das schürt Erwartungen. Kann "Schwarzes Gold" (Regie: Tim Trachte, das Drehbuch stammt von Thorsten Näter und Justin Koch) mit hochkarätigen internationalen Produktionen mithalten?

Die Gier nach dem "schwarzen Gold"

Schon die Auftaktszene setzt den Ton: Mit weitem Blick über die Heide wird der Zuschauer sofort in eine Welt versetzt, in der harte Feldarbeit den Alltag bestimmt. Zwischen diesen Bildern begegnet man Johanna Lambert (Harriet Herbig-Matten), die als Magd arbeitet, um ihre Familie zu unterstützen. Ein Streit während der Kartoffelernte bringt jedoch alles ins Wanken – die Familie gerät in finanzielle Not, und Johanna soll in die Stadt gehen, um dort eine neue Anstellung zu finden.

Doch da ist Richard Pape (Aaron Hilmer), Johannas Jugendliebe, der alles daransetzt, sie auf dem Land zu halten. Er ist überzeugt, dass auf dem Grundstück seiner Familie reichlich Öl verborgen liegt. Seine Hoffnung: Johanna für seine Pläne zu gewinnen. Als sich die Bohrungen allerdings schwieriger gestalten als erwartet und klar wird, dass die ergiebigeren Stellen im Wald – dem Besitz der Lamberts – liegen, gerät Richard in einen moralischen Konflikt. Die Situation spitzt sich zu, ein tiefer Riss zieht sich durch die beiden Familien. Zusätzlich überschattet Richards Vater Wilhelm Pape (Tom Wlaschiha), der dunkle Geheimnisse hütet, das Geschehen. Noch ahnt niemand, welche dramatischen Folgen der Ölrausch, der 1858 tatsächlich in Wietze ausbrach, mit sich bringen wird.

"Johanna verliert alles"

Johanna jedoch bleibt nicht stehen. Gemeinsam mit ihrer Mutter Martha (Jessica Schwarz) zeigt sie, was es bedeutet, sich als Frau in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten. "Meine Figur Johanna verliert alles – Familie, Zuhause, Liebe. Doch je mehr Schicksalsschläge sie erträgt, desto stärker wird sie", beschreibt Harriet Herbig-Matten ihre Rolle. "Sie kämpft gegen die Lügen, gegen die Ungerechtigkeit und gegen das, was das Öl mit den Menschen macht."

Der Schauspielerin gelingt es, das Publikum auf eine mitreißende Reise voller Hoffen und Bangen mitzunehmen. Man möchte Johanna förmlich die Hand reichen, ihr Mut zusprechen, während sie entschlossen gegen ihre widrigen Umstände ankämpft. Dennoch erlebt man gemeinsam mit ihr viele Momente tiefster Verzweiflung und stellt sich unweigerlich die Frage: Wie weit können menschliche Abgründe eigentlich reichen?

"Richard zu spielen, hat mir große Freude bereitet"

Auch Aaron Hilmer zeigt in seiner Rolle als Richard eindrucksvoll sein schauspielerisches Talent. Immer wieder macht er es dem Zuschauer schwer, sich festzulegen, wie man dem Charakter gegenüberstehen soll. Im Interview mit der Agentur teleschau verrät er, dass Richard "eine ausgesprochene anspruchsvolle Figur" für ihn gewesen sei. Es habe "eine Weile gedauert", bis der 26-Jährige verstanden habe, was seine Rolle antreibt. "Auch die Beziehung zu seinem Vater ist sehr komplex. Richard zu spielen, hat mir große Freude bereitet, doch es war ebenso herausfordernd, sich vollständig in seine Gedanken und Gefühle hineinzuversetzen", berichtet eder Schauspieler. Von Anfang an jedoch war Hilmer "Feuer und Flamme" für die Rolle. Sein Vater habe ihm bereits als Kind "Westerngeschichten aus seiner Jugend erzählt".

Eine Zeitreise in das 19. Jahrhundert

"Schwarzes Gold" überzeugt nicht nur durch seine starke Figurenzeichnung, sondern auch durch die aufwendige Ausstattung: detailgetreue Kostüme, atmosphärische Musik und eine bewusst düstere Lichtsetzung transportieren den Zuschauer unmittelbar zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Neben der dramatischen Erzählung bietet die Serie zugleich einen authentisch anmutenden Blick auf eine Zeit, in der der Traum vom schnellen Reichtum ganze Gemeinschaften erschütterte.

Besonders reizvoll ist der Bezug zur tatsächlichen Erdölgeschichte. So erreichte die Erdölförderung in Wietze im Jahr 1909 mit beeindruckenden 113.518 Tonnen ihren Höhepunkt und machte fast 80 Prozent der damaligen deutschen Produktion aus. Doch 1963 kam das Ende: Die Förderung wurde eingestellt, da importiertes Öl günstiger zu beziehen war.

Ab Montag, 22. Dezember, ist "Schwarzes Gold" in der ARD Mediathek abrufbar. Im Ersten werden am Montag, 29. Dezember, nur die ersten vier Episoden gezeigt. Auf das Prinzip, Serien im linearen Fernsehen zu starten und die weiteren Folgen anschließend ausschließlich in der Mediathek bereitzustellen, wird bei Produktionen für die Mediathek nun offenbar häufiger gesetzt. Im Interview mit dem Branchendienst DWDL erläutert ARD-Programmdirektorin Christine Strobl: "Wir können das Lineare sehr gut nutzen, um dort etwas mit einer großen Breitenwirkung anzustoßen". Auch künftig möchte die ARD an diesem Modell festhalten, wie Strobl betont: "Damit werden wir in Zukunft noch deutlich stärker spielen, also Programme im Ersten mit zwei, drei Folgen anschieben, dann aber gar nicht in Gänze dort ausstrahlen, sondern an die Mediathek übergeben, wie wir das auch schon bei den 'Werwölfen' getan haben."

Schwarzes Gold – Mo. 29.12. – ARD: 20.15 Uhr