Krise in Stahlindustrie: Stahlwerk Hennigsdorf nimmt 2026 Produktion wieder auf

Published 3 hours ago
Source: stern.de
Krise in Stahlindustrie: Stahlwerk Hennigsdorf nimmt 2026 Produktion wieder auf

Das Stahlwerk in Hennigsdorf läuft nach einem Produktionsstopp und Kurzarbeit wieder an. Warum die Beschäftigten jetzt auf einen Kurswechsel in der Industriepolitik hoffen.

Nach rund einem Jahr Kurzarbeit nimmt das Stahlwerk in Hennigsdorf (Oberhavel) Anfang Januar seine Produktion wieder auf. Das teilten Geschäftsführung und Betriebsrat der Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbH am Vormittag mit. Sie hätten sich auf einen gemeinsamen "Zukunftspakt" für das Werk verständigt.

"Beide Seiten setzen dabei ausdrücklich auf die volle Unterstützung der Beschäftigten und Partner, um die Produktionsfähigkeit am Standort Hennigsdorf kurzfristig zu stabilisieren und langfristig zu sichern", hieß es. Es gehe um gemeinsam mit dem Betriebsrat beschlossene Ablaufverbesserungen in der Produktion, sagte ein Unternehmenssprecher.

Ab Januar 2025 waren hunderte Mitarbeiter des zum Riva-Konzern gehörenden Stahlwerks von Kurzarbeit betroffen, es kam zu einem Produktionsstopp.

Erleichterung auch bei Brandenburgs Wirtschaftsminister

"Nach zwölf schwierigen Monaten für das Stahlwerk in Hennigsdorf können wir alle aufatmen - die 460 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien", teilte Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) mit. Alle Beschäftigten könnten wieder ihre Arbeit aufnehmen.

Die deutsche Stahlindustrie steckt in einer schweren Krise. Die Branche klagt über unfaire Wettbewerbsbedingungen und subventionierte Importe sowie hohe Energiepreise.

Unternehmen fordert Kurswechsel in Industriepolitik

Geschäftsführung und Betriebsrat richteten einen Appell an die Politik: "Es ist höchste Zeit, den bisher immer nur angekündigten Kurswechsel hin zu einer zukunftsorientierten Industriepolitik endlich entschlossen umzusetzen und die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und klimafreundliche Stahlindustrie in Deutschland grundlegend zu verbessern." Nach wie vor extrem hohe Energiekosten gefährdeten massiv die Wettbewerbsfähigkeit.

Standort unter Druck

Das Unternehmen nannte auch Bürokratie, langwierige und teure Genehmigungsverfahren und einen stagnierenden Bausektor als Hemmnisse für ein Wiedererstarken der Industrie in Deutschland und Europa. "Nur wenn diese Herausforderungen jetzt umfassend, mutig und zügig angegangen werden, kann der Standort Hennigsdorf langfristig gesichert werden."

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) versprach nach einem "Stahlgipfel" im November eine große Anstrengung der Bundesregierung, um die deutsche Stahlindustrie zu erhalten. Er unterstützt Vorschläge der EU-Kommission, die heimische Stahlindustrie mit deutlich höheren Zöllen vor billiger Konkurrenz aus Ländern wie China zu schützen.

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