Auch in diesem Jahr gab es die meisten Mpox-Fälle in Deutschland in Berlin. Auch wenn die Krankheit selten ist, müsse man die Entwicklung genau beobachten, sagt eine Expertin.
Dieses Jahr haben sich in Berlin doppelt so viele Menschen mit Mpox infiziert als in den zwei Jahren zuvor. Bislang wurden 186 Fälle gemeldet, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) informiert. Es waren fast ausschließlich Männer (185) betroffen. Das mittlere Alter lag bei 35 Jahren. Rund sieben von zehn Betroffenen (71 Prozent) vermuten, dass sie sich durch sexuelle Kontakte mit Männern infiziert haben.
Ansteckungsrisiko für bestimmte Gruppen moderat
Mpox ist eine seltene Erkrankung und wird durch engen Körperkontakt übertragen, vor allem beim Sex. Ansteckungsgefahr besteht vor allem dann, wenn man in Kontakt mit den typischen Hautveränderungen (Bläschen oder Schorf) der Mpox-Infizierten kommt. Auch eine Tröpfcheninfektion ist möglich, also durch Speichel. Das Virus löst vor allem Hautausschlag aus, aber auch Fieber und Muskelschmerzen. Im Mai 2022 wurden in Deutschland erstmals Fälle nachgewiesen. Todesfälle gab es laut RKI bislang keine.
Für Männer, die Sex mit Männern haben, und häufig den Sexualpartner wechseln, schätzt die Weltgesundheitsbehöre (WHO) das Risiko, sich mit Mpox zu infizieren, als moderat ein. Für andere Teile der Bevölkerung werde das Risiko als gering eingeschätzt.
Erster Fall mit Klade Ib in Berlin
Den größten Mpox-Ausbruch in Berlin gab es im Jahr 2022. Damals wurden mehr als 1.600 laborbestätigte Mpox-Fälle registriert. Dann ging es deutlich runter mit 68 Fällen im Jahr 2024 und 87 Fällen im Jahr 2023.
Am Donnerstag gab das Lageso bekannt, dass in Berlin erstmals ein Mpox-Fall der Variante Klade Ib nachgewiesen wurde. Bislang gab es in Berlin nur Fälle der Klade II. Der Mann sei zwischen 35 und 40 Jahre alt und am 8. Dezember an Fieber, dem typischen Hautausschlag und Lymphknotenschwellungen erkrankt. Der Betroffene war den Angaben nach nicht gegen Mpox geimpft. Das zuständige Gesundheitsamt habe eine häusliche Isolation angeordnet. Der Mann hat sich mutmaßlich im europäischen Ausland angesteckt und gab sexuelle Kontakte zu Männern als wahrscheinlichen Infektionsweg an.
Keine Hinweise auf schwereren Krankheitsverlauf
In Deutschland wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) seit Oktober 2024 16 Fälle der Klade Ib gemeldet, davon 9 in diesem Jahr, den Berliner Fall eingeschlossen. Manche Experten gehen davon aus, dass Klade I im Schnitt häufiger zu schwereren Krankheitsverläufen führt als Klade II. Das Lageso erklärt dazu: "Aktuell gibt es keine Hinweise darauf, dass Infektionen mit Mpox der Klade 1b, die in Europa aufgetreten sind, mit einem erhöhten Ausbreitungspotential oder einer höheren Krankheitsschwere einhergehen." Auch das RKI geht in Deutschland nicht von einer erhöhten Gefährdung aus.
Übertragung vor allem beim Sex
Bestimmten Personengruppen in Deutschland wird eine Impfung gegen Mpox empfohlen. Dazu zählen unter anderem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und häufig den Partner wechseln sowie Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern. Für eine Grundimmunisierung sind zwei Dosen erforderlich. Die Impfung wird seit Sommer 2022 angeboten.
Der Anteil der Infizierten ohne Impfschutz war in Berlin dieses Jahr deutlich höher als in den Jahren zuvor, erklärt die Infektionsepidemiologin Claudia Ruscher. Sie ist kommissarische Leiterin der Fachgruppe für Surveillance und Epidemiologie von Infektionskrankheiten am Lageso. 44 Prozent der Infizierten waren ihren Angaben zufolge dieses Jahr nicht geimpft. 2024 hatten 32 Prozent keine Impfung, 2023 waren es 29 Prozent.
Für die Entwicklung gebe es mehrere Erklärungen, sagt Ruscher. Zum einen gebe es möglicherweise Gruppen, die man mit Impfkampagnen nicht gut erreiche. Zum anderen habe Berlin eine große und internationale MSM-Community, also Männer, die Sex mit Männern haben. Jedes Jahr ziehe es neue Menschen zum Leben in die Hauptstadt und damit auch neue potenzielle Risikopersonen, die man zuvor nicht erreicht habe.
Berlin hat deutschlandweit die meisten Fälle
"In Berlin gibt es eine sehr freizügige und Sex-positive Szene. Das bietet viel Übertragungspotenzial", so die Infektionsepidemiologin. Es gebe viele große Veranstaltungen und viele Orte, an denen Menschen anonym Sex haben könnten. All das seien Gründe dafür, warum Berlin im deutschlandweiten Vergleich am meisten Mpox-Fälle habe. "Es wäre gut, wenn vor großen internationalen Events, besonders während des Pride Month, proaktiv über die Impfung aufgeklärt würde."
Expertin: Krankheit muss im Blick gehalten werden
Im Vergleich zu anderen Infektionskrankheit sind Mpox-Fälle selten. Warum ist es trotzdem wichtig, den Erreger im Blick zu behalten? Mpox sei immer noch eine neue Krankheit, über die es wenig Daten zu Krankheitsschwere oder dem Verlauf gebe, erklärt Ruscher. Auch wenn es nur wenige Fälle gebe, müsse man den Erreger daher im Blick behalten. Falls sich der Erreger verändere, sich andere Bevölkerungsgruppen infizieren oder die Übertragbarkeit sich ändert, sei es wichtig, das mitzubekommen.
