Die wegen des Mangels an Wohnraum in vielen Städten wichtige Zahl der Baugenehmigungen steigt weiter nach oben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden in Deutschland seit Jahresbeginn gut elf Prozent mehr neue Wohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Baubranche sieht darin die Verstetigung eines Positivtrends - der Abstand zum tatsächlichen Bedarf bleibe aber groß.
Wie das Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden ausführte, wurde von Januar bis Ende Oktober der Bau von insgesamt 195.400 neuen Wohnungen genehmigt. Das war ein Plus von 11,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Besonders stark war der Anstieg bei Einfamilienhäusern: Hier stieg die Zahl der Genehmigungen um 16,6 Prozent auf 37.000. Bei Mehrfamilienhäusern, der mit 104.100 Wohnungen zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, legten die Genehmigungen um 13,2 Prozent zu.
Allein im Oktober wurde der Bau von 19.900 Wohnungen genehmigt, ein Zuwachs von 6,8 Prozent im Vergleich zum Oktober 2024. Im September waren die Genehmigungen sogar um fast 60 Prozent gestiegen, auf insgesamt 24.400.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hob am Donnerstag hervor, dass die Baugenehmigungen mit dem Plus im Oktober nun bereits das fünfte Mal in Folge im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen seien. Allerdings falle die Zahl der Genehmigungen verglichen mit dem Oktober 2020 - "vor Beginn der Wohnungsbaukrise" - mit einem Minus von 35 Prozent immer noch "sehr schlecht" aus, erklärte der Verband.
"In den Ballungsgebieten besteht bereits seit Jahren eine riesige Übernachfrage nach bezahlbarem Wohnraum und die Situation verschärft sich immer weiter", erklärte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. "Erst 2027 dürfte sich eine Bodenbildung und Trendwende der Baugenehmigungen auch in den Fertigstellungszahlen zeigen", prognostizierte er.
Auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) verwies darauf, dass der Bedarf weiter groß bleibe - trotz der Stabilisierung des Positivtrends der vergangenen Monate. "Aktuell steuern wir auf gerade einmal 225.000 Fertigstellungen in diesem Jahr zu", erklärte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. Das sei "viel zu wenig angesichts des enormen Wohnungsmangels".
Positiv werteten beide Verbände das am Dienstag gestartete Förderprogramm des Bundes für den Bau neuer Häuser mit dem Energieeffizienzstandard EH55. Dieses Programm im Umfang von 800 Millionen Euro sei ein "klares Bekenntnis der Bundesregierung für mehr Wohnraum", erklärte Müller. "Nun ist es wichtig, dass die Mittel abgerufen und zeitnah verbaut werden", fügte er hinzu.
ZDB-Hauptgeschäftsführer Pakleppa erklärte, das Programm weise "in die richtige Richtung". Nun komme es darauf an, dass Förderprogramme für potenzielle Bauherren "langfristig angelegt" seien.
