Eine Taxifahrerin wird brutal ermordet in ihrem Wagen aufgefunden – doch wer war das Opfer wirklich? Zum Jahresabschluss bekommt es das ungewöhnliche Ermittler-Trio in der ZDF-Krimireihe "München Mord" mit einem in vielerlei Hinsicht rätselhaften Fall zu tun.
Fans der Krimireihe "München Mord" mussten sich in diesem Jahr in Geduld üben. Nach einem furiosen Auftakt im Januar folgte, abgesehen von Wiederholungen, lange Zeit nichts. Nun gibt es kurz vor Weihnachten doch noch den zweiten Fall des Jahres zu sehen: "Eine echte Täuschung" erlebt das absonderliche Ermittler-Trio im gleichnamigen 21. Film der beliebten ZDF-Reihe. Die Kellerkommissare untersuchen diesmal den Tod einer Taxifahrerin, die brutal in ihrem Wagen ermordet wurde. Doch je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr Fragezeichen offenbaren sich in dem rätselhaften Fall, der sich auch mit der menschlichen Identität und, wie so oft, der Liebe beschäftigt.
"Das ist doch eindeutig eine Männertat", vermutet Kommissarin Flierl (Bernadette Heerwagen) angesichts der grausam zugerichteten Leiche, deren Gesicht nicht mehr erkennbar ist. "Frauen haben die Neigung, subtiler zu morden", sekundiert Kollege Schaller (Alexander Held), während Neuhauser (Marcus Mittermeier) lieber "genderneutral" bleibt. Identifiziert werden kann die Tote Emily Hübner tatsächlich nur anhand ihres Tattoos; und auch sonst erfahren die Ermittler wenig über die Getötete, deren Wohnung seltsam leer und unbewohnt wirkt.
Könnte es sich vielleicht doch um einen assistierten Suizid gehandelt haben? Immerhin trieb sich das Opfer in entsprechenden Chats im Darknet herum. Oder war der Täter womöglich einfach ihr letzter Fahrgast? Der, namentlich Anton Krall (Florian von Manteuffel), ist schließlich vorbestraft, was den Chef mal wieder glauben lässt, die Sache sei klar: "Raubmord ist kein Hexenwerk", fachsimpelt Zangel (Christoph Süß), zumal ein Taxikillermord, das sei ja wohl "classic, old-school, aber hat immer Saison". Ist der Fall, der auf wahren Begebenheiten basiert, also wirklich gelöst?
"Taxifahren ist ein brutaler Job"
Tatsächlich aber wird es immer merkwürdiger: Von einer angeblichen Schwangerschaft der Toten berichtet ihr verwirrter Vater (Oliver Stokowski), der seine verblichene Tochter in Visionen zu sehen scheint. Pathologe Dr. Laicher (Michele Cuciuffo) kann das wiederum nicht bestätigen, ist aber auch von Flierls ungeschickten Flirt-Avancen abgelenkt. "Wissen Sie was sich im Innersten des Herzens befindet?", will er von ihr wissen – "Blut, das Leben, die Liebe?", entgegnet sie stotternd: ein Paradebeispiel für die reizvolle Mischung aus Dialogwitz und Metaphysik, die den Krimi ausmacht.
Überhaupt geht es in dieser vielschichtigen und mal wieder überaus absurden Folge oft um die Liebe: Auch Daniel Safaric (Nicola Mastroberardino), ein Kollege des Opfers, zwinkert der verunsicherten Kommissarin vielsagend zu, was diese gern als Kompliment annimmt. Weil er sich auch darüber hinaus ziemlich suspekt verhält, wird Neuhauser so fuchsig, dass er den Verdächtigen konsequent falsch ausspricht und kurzerhand beschattet. War der Taxifahrer im testosteronhaltigen 70er-Look wirklich nur "ein harmloser Kollegenflirt mit ungewöhnlichen sexuellen Vorlieben"? Und welche Rolle spielt die seltsame Pilotin Paola Falthauer (Janina Sachau), eine Bekannte des Opfers und zugleich einer der letzten Fahrgäste vor dem Mord? Nur eines scheint sicher: "Taxifahren ist ein brutaler Job", wie es an einer Stelle heißt.
"Wann sind wir wirklich wir selbst?"
Das im vielsagenden Titel enthaltene Versprechen löst der Krimi jedenfalls ein: Verborgene Geheimnisse und tiefe Abgründe wollen aufgedeckt werden, was zu überraschenden wie unterhaltsamen Wendungen führt. Philosophische Exkurse zur Identität des Selbst à la "Wann sind wir wirklich wir selbst?" (Flierl) oder "Einmal Löwe, immer Löwe" (Schaller) bieten mal wieder amüsante Ausführungen zur absurden Conditio Humana. Getragen wird das Ganze von einem wunderbaren Ermittlertrio und dessen famos ins Drehbuch (Peter Kocyla) geschriebenen Gegensätzen, inszeniert von Regisseur Anno Saul, der bereits vor einigen Jahren für drei "München Mord"-Episoden verantwortlich zeichnete.
Auch zum Jahresabschluss setzt die quotenstarke Krimi-Reihe auf bewährte Zutaten: drei herausragend gespielte Loser-Cops, spannende Handlung, tolle Dialoge und ein abstruses Drumherum. Bleibt für die Fans die Hoffnung, dass es 2026 ein wenig mehr von den Kellerkommissaren zu sehen gibt. Ein weiterer neuer Film steht jedenfalls schon in den Startlöchern: Der ebenfalls von Anno Saul in Szene gesetzte 22. Fall "Im Zweifel für den Zweifel", in dem sich das Trio mit einem toten Chefkoch auseinandersetzt, läuft bereits am Samstag, 31. Januar (20.15 Uhr), im ZDF.
München Mord – Eine echte Täuschung – Sa. 20.12. – ZDF: 20.15 Uhr
