Vor einem Jahr musste Syriens Ex-Diktator Baschar al-Assad fliehen. Im russischen Exil lebt er im Luxus – politischen Einfluss bei Putin hat er aber offenbar nicht.
Aus dem Land, das er 24 Jahre lang diktatorisch regierte, wurde Baschar al-Assad Anfang Dezember 2024 vertrieben. Der langjährige syrische Staatspräsident floh mit seiner Familie nach Russland ins Exil. Dort lebt er mit vielen Annehmlichkeiten, wie nun der "Guardian" berichtet – und will wohl seinen alten Beruf wieder aufnehmen.
Die britische Zeitung hat nach eigenen Angaben von einem Freund der Familie erfahren, wie es Assad in Russland geht. Die Assads stünden auch ein Jahr nach ihrer Flucht noch "unter Schock", erklärte er: "Sie müssen sich erst einmal an ein Leben gewöhnen, in dem sie nicht die erste Familie sind."
Demnach lebt der frühere Diktator in einer bewachten und luxuriös ausgestatteten Anlage in einem Vorort von Moskau. Zu seinen Nachbarn soll der frühere ukrainische Präsident Victor Janukowitsch gehören, der 2014 nach der Maidan-Revolution ebenfalls nach Russland flüchtete.
Assad will wohl wieder als Augenarzt arbeiten
In seiner neuen Heimat will Assad offenbar wieder als Augenarzt arbeiten. Vor seinem Einstieg in die Politik hatte er in London ein Medizinstudium absolviert. "Er lernt Russisch und frischt seine Kenntnisse der Augenheilkunde auf", zitiert der "Guardian" den Familienfreund.
Mit seinen Kenntnissen wolle sich der frühere Diktator womöglich als Augenarzt des Vertrauens der wohlhabenden Elite von Moskau etablieren. Es gehe ihm dabei jedenfalls nicht um Geld, die Medizin sei Assads Leidenschaft, behauptete die Quelle.
Sein Vermögen hatte Assad schon in Russland in Sicherheit gebracht, als der Westen im Zuge des Bürgerkriegs in Syrien Sanktionen gegen ihn und seine Familie verhängt hatte. Mindestens 18 Apartments in der russischen Hauptstadt sollen dem Assad-Clan gehören.
Putin hält Assad auf Abstand
In Moskau lebt er nun offenbar unter luxuriösen Bedingungen, jedoch sehr zurückgezogen. Assad habe kaum Kontakt zur Außenwelt, berichtete die Quelle aus dem Umfeld der Familie dem "Guardian". Nur mit wenigen früheren Mitarbeitern bleibe er in Verbindung.
Politischen Einfluss übt Baschar al-Assad in Russland allem Anschein nach nicht aus. Im Umfeld von Wladimir Putin spielt er keine Rolle, sagte eine Quelle aus dem Kreml dem "Guardian": "Putin hat wenig Geduld mit Führern, die ihre Macht verlieren. Assad gilt nicht mehr als einflussreiche Persönlichkeit oder gar als interessanter Gast für ein Abendessen."
Baschar al-Assad hatte im Jahr 2000 von seinem Vater die Macht in Syrien übernommen. Nach Protesten gegen seine Herrschaft hatte er 2011 die Armee gegen sein Volk eingesetzt, was zu einem Bürgerkrieg mit schweren Kriegsverbrechen führte. Hunderttausende Menschen starben dabei, mehr als 13 Millionen Syrer flüchteten aus dem Land.
Vor einem Jahr war Assad von einer Rebellenallianz gestürzt worden. Damit wurde die mehr als 50-jährige Herrschaft seiner Familie beendet. Assad, seine Frau und seine drei Kinder setzten sich in einem Flugzeug nach Russland ab und erhielten dort Asyl.
