Protest gegen Preise: Bauern protestieren gegen Lidl-Preise

Published 18 hours ago
Source: stern.de
Protest gegen Preise: Bauern protestieren gegen Lidl-Preise

Landwirte versammeln sich mit 37 Traktoren vor dem Zentrallager in Cloppenburg und stoppen kurzzeitig den Lieferverkehr. Ihr Protest richtet sich gegen die Preise des Discounters.

37 Traktoren haben sich vor dem Lidl-Zentrallager in Cloppenburg versammelt und kurzzeitig den Lieferverkehr blockiert. Von Sonntagabend bis in die frühen Morgenstunden demonstrierten Landwirte vor allem gegen die Milch- und Butterpreise des Discounters vor dem Zentrallager in Cloppenburg, wie die Polizei mitteilte. Im Zuge der Versammlung kam es auch zum Gespräch zwischen Demonstrierenden und dem Leiter des Zentrallagers. 

Bei einsetzendem Lieferverkehr sorgten die Traktoren für eine kurzzeitige Blockade, welche jedoch von der Polizei aufgelöst wurde. Andernorts kam es am Wochenende zu ähnlichen Protesten. 

Warum die Landwirte protestieren

Butter ist derzeit so günstig wie lange nicht. Die Handelsketten haben die Preise kürzlich erneut reduziert. Ein 250-Gramm-Stück Deutscher Markenbutter der Eigenmarken kostet inzwischen weniger als einen Euro. Grund ist der günstigere Weltmarktpreis für Milch. Bei den Molkereien wurde zuletzt mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum, zudem ist der Fettgehalt gestiegen. Bauernvertreter warnen, viele Betriebe könnten notwendige Investitionen nicht mehr stemmen.

Lidl: Weltmarktpreise sind schuld 

Lidl Deutschland äußerte zwar Verständnis für die Sorgen der Landwirte. Die aktuelle Preissenkung bei Butter sei aber eine notwendige Reaktion auf die derzeitige Ausnahmesituation am Rohstoffmarkt. "Seit September verzeichnen wir ein deutliches Überangebot an Rohmilch im Vergleich zum Vorjahresniveau. Wenn diese Mengen nicht abfließen, droht möglicherweise ein noch stärkerer Preisverfall", teilte der Discounter mit.

Lidl sei nur ein Abnehmer von vielen. Ein Teil des aktuellen Überangebots werde ins Ausland exportiert. "Die Lage der Landwirte ist somit maßgeblich von den Weltmarktpreisen abhängig, die dieses Jahr deutlich unter dem Vorjahr liegen", hieß es. Die Ursachen der angespannten Marktsituation liege daher nicht beim Lebensmitteleinzelhandel, sondern seien im aktuellen Überangebot begründet.

Forderung: Gesetzgeber soll handeln 

Der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Holger Hennies, sieht den Gesetzgeber in der Pflicht. Der Lebensmittelhandel nutze seine Marktmacht aus, um seine Gewinnmarge zu vergrößern. Daher müsse das Agrarorganisations-und-Lieferketten-Gesetz, das Landwirte vor unlauteren Praktiken des Handels schützen soll, verbessert werden.

Kürzlich hatte die Monopolkommission ein Sondergutachten vorgestellt, wonach die Lebensmittelhändler von den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen unverhältnismäßig stark profitieren, Landwirte aber immer weniger. Vielleicht müsse der Staat daher sogar in die Marktstruktur des Lebensmitteleinzelhandels selbst eingreifen, wenn die Handelsorganisationen zu groß geworden seien, sagte Hennies. "Wir plädieren ja nicht dafür, in den Markt einzugreifen, sondern den Markt wieder wirken zu lassen."

Die Proteste der Bäuerinnnen und Bauern sind auch aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in Niedersachsen nachvollziehbar. Landesvorsitzender Ottmar Ilchmann verwies ebenfalls auf den Sonderbericht der Monopolkommission. "Menge, Preise, Laufzeit und Qualitäten müssen vor Lieferung festgelegt werden, wie es alle Unternehmen in jedem anderen Wirtschaftszweig auch machen", sagte Ilchmann.

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